Brustkrebs

Allgemeine Informationen

Wie entsteht Brustkrebs, wie wird er behandelt und wie kannst du ihn bei dir selbst erkennen? Diese Fragen werden im folgenden Artikel geklärt. Jede 8. bis 9. Frau erkrankt im Laufe ihres Lebens an Brustkrebs. In einer Schulkasse mit zehn Mädchen wird es also statistisch gesehen mindestens eine von ihnen treffen. In Südtirol steht der Brustkrebs hinsichtlich Häufigkeit und Mortalität an erster Stelle, noch vor Prostata-Krebs und Dickdarm-Mastdarm-Krebs. Die meisten erkrankten Personen sind über 50, es können aber auch durchaus jüngere Personen betroffen sein, insbesondere wenn sie ein Gen in sich tragen, welches Brustkrebs viel wahrscheinlicher macht.  

Noch immer steigen die Zahlen der Brustkrebs-Neuerkrankungen weltweit an. Die Gründe dafür liegen einerseits in der höheren Lebenserwartung, aber auch Umwelteinflüsse und Lebensstil haben einen Einfluss. Brustkrebs hat im Vergleich zu anderen Tumorerkrankungen einen relativ günstigen Krankheitsverlauf, 87 Prozent aller Brustkrebspatient*innen überleben. Dies ist auf das systematische Screening und somit eine frühe Erkennung des Krebses und die Fortschritte in den Therapiemöglichkeiten zurückzuführen. Operative, strahlentherapeutische und medikamentöse Therapien sind heutzutage gezielter, individueller abgestimmt und oft weniger belastend als früher. 

Zahlen und Fakten 

Neben Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist Brustkrebs die häufigste Todesursache bei Frauen zwischen 35 und 55 Jahren in der Europäischen Union.  

Brustkrebs ist mit etwa 30 Prozent aller Krebsfälle die häufigste Krebserkrankung bei Frauen in Deutschland. Seit den 1980er Jahren ist die Zahl der Fälle um das Doppelte gestiegen. Das mittlere Erkrankungsalter für Brustkrebs liegt mit ca. 64 Jahren einige Jahre unter dem Durchschnitt aller Krebserkrankungen, wobei jede vierte Betroffene jünger als 55 Jahre und jede Zehnte jünger als 45 Jahre alt ist.  

Auch Männer können einen Tumor an der Brustdrüse entwickeln, sie manchen etwa ein Prozent aller diagnostizierten Brustkrebsfälle aus. 

Welche Arten von Brustkrebs gibt es?

Die weibliche Brust besteht aus dem Drüsengewebe, welches Milch produziert, und den Milchgängen, über welche die Milch zur Brustwarze gelangt. Rund um diese Drüsen und Gänge herum ist Fettgewebe. Es gibt duktale und lobuläre Karzinome, je nachdem, ob der Tumor von der Innenseite der Milchgänge oder von den Drüsenläppchen ausgeht. Das duktale Karzinom ist der häufigste Typ

Dazu kommen noch Morbus Paget, ein Karzinom der Brustwarze, und der Phylloidtumor – beide kommen selten vor. Ganz selten sind Sarkome, welche vom Bindegewebe der Brust ausgehen, oder Lymphome, also ein Tumor des lymphatischen Systems. Es gibt zusätzlich auch noch gutartige Tumore der Brust, wie Fibrome und Lipome.  

In der Brust gibt es außerdem Blutgefäße, Nerven und Lymphgefäße. Sie gehören zusammen mit den Lymphknoten zum Immunsystem des Körpers. Über die Lymphbahnen fließt überschüssige Gewebeflüssigkeit ab.  

Entstehung und Risiko

Das Brustdrüsengewebe wird sehr stark von inneren und zum Teil von äußeren Faktoren beeinflusst, insbesondere von Hormonen. Ab dem Beginn der Pubertät unterliegt die Brust einer stetigen Veränderung. 

Wie bei den meisten Krebsarten sind auch beim Brustkrebs die eigentlichen Ursachen nicht bekannt. Man kennt jedoch verschiedene Faktoren, die allein oder zusammen das Risiko erhöhen können. Einige dieser Faktoren können beeinflusst werden, andere nicht.  

Solche Faktoren können sein:  

  • Genetische Ursachen

  • Familiär gehäufte Brustkrebserkrankungen

  • Entfernung einer Brustkrebsvorstufe

  • Brustkrebs in einer Brust

Personen mit dieser Mutation müssen sich entweder rigoros regelmäßig untersuchen lassen, oder können sich präventiv die Brust abnehmen und kosmetisch ersetzen lassen. Rund 5-10 Prozent der Brustkrebsfälle sind erblich bedingt. Ist eine Verwandte ersten Grades, also die Mutter oder Schwester an Brustkrebs erkrankt, steigt das Risiko selbst zu erkranken um das 3- bis 4-fache. 

Zudem können auch die folgenden Faktoren einen Einfluss haben, dieser ist jedoch etwas geringer: 

  • Beginn der Regelblutung vor dem 11. Lebensjahr und später Beginn der Wechseljahre  

  • Kinderlosigkeit 

  • Erste ausgetragene Schwangerschaft nach dem 30. Lebensjahr 

  • Fehlende Stilltätigkeit 

  • Hormonersatztherapie länger als 10 Jahre (Östrogene fördern das Wachstum der Drüsenzellen in der Brust und können so auch die Entstehung und Vermehrung mancher Krebszellen fördern) 

  • Krebserkrankung der Gebärmutter, des Eierstockes oder des Dickdarmes 

  • Typ II Diabetes mellitus 

  • Dichtes Brustgewebe (weniger Fettgewebe und mehr Drüsen- und Bindegewebe) 

  • Übergewicht (Adipositas)  

  • Ungesunde Ernährung und geringe körperliche Aktivität 

  • Erhöhter Alkohol- und Nikotinkonsum  

Wie lässt sich das Risiko senken?

Die Brustkrebsforschung geht davon aus, dass etwa ein Viertel der heutigen Brustkrebserkrankungen durch einen gesünderen Lebensstil – also eine gesunde Ernährung, Normalgewicht, wenig Alkoholkonsum, mehr körperliche Aktivität und Meiden von Nikotin – vermeidbar wäre. Insbesondere wenn schon im Teenageralter geraucht wird, steigt das Brustkrebsrisiko deutlich an. Das Brustkrebsrisiko senkt sich zudem mit der Anzahl der Schwangerschaften und der Dauer der Stillzeit, insbesondere mit Schwangerschaften in jüngeren Jahren. Die Vorsorgeuntersuchungen sind essenziell, um einen Tumor möglichst früh zu entdecken und behandeln zu können.  

Symptome

Im frühen Stadium verursacht Brustkrebs normalerweise keine Beschwerden oder Schmerzen. Umso aufmerksamer sollte man bei Symptomen sein, welche auf Krebs hinweisen können.  

Folgende Veränderungen können Symptome einer Krebserkrankung sein, können aber auch andere Ursachen haben. Die weitere Abklärung bei einer Ärztin oder einem Arzt ist wichtig. 

  • Knoten in der Brust – sind meist erst ab ca. 1-2 cm Größe tastbar und je nach Tiefe leichter oder schwerer spürbar, solche Knoten lassen sich nicht versschieben, sind fest und schmerzen nicht 

  • Neu aufgetretene Einziehungen oder Veränderungen der Brustwarze 

  • Ekzem der Brustwarze 

  • Einseitige blutige oder wässrige Sekretion aus der Brustwarze 

  • Änderungen der Brustgröße, unterschiedliches Verhalten beider Brüste beim Heben der Arme  

  • Rötung oder Großporigkeit der Haut an der Brust  

  • Knoten und Schwellungen in den Achselhöhlen (diese können auch bei Infektionen auftreten) 

Selbstuntersuchung

Viele Fälle von Brustkrebs werden selbst entdeckt, meist ganz zufällig beim Duschen, der Hautpflege oder durch das bewusste Abtasten. Manche Kritiker der Selbstuntersuchung meinen, dass so zu viele gutartige Knoten entdeckt werden, was zu unnötiger Angst und zu überflüssigen Biopsien führe. Tatsächlich belegen Studien bisher nicht, dass die Sterblichkeitsrate durch das Abtasten der Brüste gesenkt wird, da tastbare Tumoren nicht mehr wirklich „klein“ sind.  

Von den Fachgesellschaften wird dennoch empfohlen, sich regelmäßig selbst zu untersuchen. Man erhöht dabei vor allem das Gespür für den eigenen Körper, lernt Besonderheiten der eigenen Brust kennen und kann potenziell auftretende Veränderungen besser einordnen. 

Weil Veränderungen der Brust in jedem Alter auftreten können, ist die Brustselbstuntersuchung für Frauen jeder Altersgruppe sinnvoll. Bei der Selbstuntersuchung gibt es kein Richtig oder Falsch. Es geht nur darum, auf sich zu achten und seinen Körper besser kennenzulernen.  

Die Untersuchung sollte bei guten Lichtverhältnissen und in ruhiger Atmosphäre erfolgen. Hier eine kleine Anleitung vom Brustgesundheitszentrum Brixen-Meran:  

  1. Stell dich bei guter Beleuchtung vor einen Spiegel und betrachte die Brüste bei locker herabhängenden Armen von vorne und von der Seite. Achte auf Veränderungen der Brustwarzen, der Größe und Form der Brüste. Hat sich die Brusthaut verändert? Erkennst du Dellen in der Haut, Vorwölbungen, Rötungen oder eine „Orangenhaut“ mit sichtbaren Poren? 

  1. Wiederhole das Ganze mit erhobenen Armen. Hebe die Arme seitlich mehrmals langsam an und beobachte, wie die Brust nach oben gezogen wird. Achte vor allem auf die Brustwarzen und Veränderungen: Gibt es Unterschiede zwischen links und rechts? Ziehen sie sich ungleichmäßig nach innen? Steht eine in eine andere Richtung? Zieht sich die Haut an anderen Stellen ein? Untersuche auch den Unterrand der Brust. Beuge dich nach vorne. Das Brustdrüsengewebe sollte gegen den Brustmuskel gut verschiebbar und beweglich sein. 

  1. Nimm die Tastuntersuchung in liegender Position vor. Taste systematisch das gesamte Brustareal, von der Innenseite, wo die Brüste aufeinandertreffen, bis in die jeweilige Achselhöhle ab. Lege die gegenüberliegende Hand flach auf die Brust und benutze die drei gestreckten mittleren Finger. Taste in kreisenden Münzgroßen Bewegungen das Brustgewebe schrittweise bahnenförmig ab, von oben nach unten und wieder hinauf, oben ist die Grenze der tiefste Punkt der Achselhöhle und unten die BH-Linie. Hier findest du eine Illustration. Untersuche alle Stellen oberflächlich, mittel und tief. 

  1. Zum Schluss folgt die Untersuchung der Achselhöhlen im Stehen: Hebe den Arm bis zur Hälfte an. Lege drei Finger der anderen Hand hoch in die Achselhöhle. Lass dann den Arm ganz locker hängen, die Finger der Hand bleiben dabei in der Achselhöhle. Taste nach vorne, nach hinten und nach oben und achte auf besonders herausstechende Knoten, hier kann es leicht sein, dass du deine Lymphknoten deutlich spürst. Untersuche abschließend die Zone unterhalb und oberhalb des Schlüsselbeins nach auffälligen Knoten. 

Das äußerlich so glatte Gewebe kann einem ziemlich knubbelig vorkommen. Besonders bei jungen Frauen mit sehr ausgeprägtem Drüsengewebe kann das der Fall sein.  

Wichtig: Die Selbstuntersuchung der Brust ist kein Ersatz für die Teilnahme an den ärztlichen Früherkennungs-Untersuchungen! Derzeit ist die Mammografie die einzige Untersuchungsmethode, bei der wissenschaftlich bewiesen ist, dass mithilfe dieser Brustkrebstodesfälle verhindert werden können.  

Früherkennung durch Mammografie

Je früher Brustkrebs erkannt wird, desto besser und schonender kann dieser meist behandelt werden. Die Mammografie ist derzeit die beste Methode, um Brustkrebsvorstufen oder Krebs früh zu entdecken. Bei der Untersuchung wird die Brust zwischen zwei Plastikplatten kurz zusammengedrückt, welches die Röntgenbilder verbessert und die notwendige Strahlendosis verringert. Das Ganze dauert nur wenige Minuten. 

In Südtirol werden dazu Frauen im Alter zwischen 50 und 69 Jahren alle zwei Jahre dazu eingeladen. Die EU-Kommission schlägt vor, dass das Screening-Fenster auf 45 bis 74 Jahren erweitert wird. Da jüngere Frauen nicht zum Screening eingeladen werden, wird eine regelmäßige Selbstuntersuchung empfohlen. 

Die Diagnoseeffizienz der Mammographie kann durch einige Faktoren eingeschränkt werden, wie zum Beispiel der Präsenz von Prothesen, niedriges Alter (unter 50 Jahre), durch die Dichte des Drüsengewebes und durch nie erfolgtes Stillen. Der Südtiroler Sanitätsbetrieb schreibt, dass besonders bei Patientinnen unter 40 Jahren muss beachtet werden, dass die diagnostische Ungenauigkeit häufig zu falschen positiven Resultaten führt. 

Diagnose und Therapie

Besteht der Verdacht auf Brustkrebs, sind zunächst bildgebende Untersuchungen, wie eine Mammografie und in bestimmten Fällen eine Ultraschalluntersuchung oder ein MRT, notwendig. Endgültige Gewissheit erhält man mit der Entnahme von Gewebe aus der Brust, auch Biopsie genannt. 

Eine entfernte Brust kann mit eigenem Gewebe oder Implantaten kosmetisch wiederhergestellt werden. Manchmal ist es nötig, einen sehr großen Tumor mit einer Chemotherapie vor der OP zu verkleinern. Nach der OP können Bestrahlung und Medikamente dabei helfen, dass der Krebs nicht streut oder wiederkommt.  

Es gibt zwei Formen von Brustkrebs, die sich besonders auch in der Therapie unterscheiden

Das nicht-invasive Mammakarzinom: Hier ist der Brustkrebs auf das Gebiet der Milchgänge oder Drüsenläppchen selbst beschränkt und nicht metastasiert. In diesem Stadium ist die Erkrankung zu 100 Prozent heilbar. Eventuell wird nach der Operation eine Strahlentherapie oder eine Antihormontherapie durchgeführt, eine Chemotherapie ist nicht notwendig. 

Wenn die Krebszellen das Gang- und Drüsengewebe durchbrechen und sich im umgebenden Brustgewebe ansiedeln, handelt es sich um ein invasives Mammakarzinom. Diese Krebszellen können sich über die Lymphbahnen in die Lymphknoten der Umgebung und über die Blutbahn ausbreiten und Metastasen bilden. In diesem Fall wird nach der Operation der Einsatz einer Chemotherapie, Hormon- oder auch einer zielgerichteten Therapie festgelegt. 

Fazit

Jede 8. Frau erkrankt im Laufe ihres Lebens an Brustkrebs. Mit einem Anteil von knapp 29 Prozent ist Brustkrebs die häufigste Krebserkrankung bei Frauen. Die Inzidenz nimmt in den letzten Jahren ständig zu, die Mortalität nimmt jedoch ab. Je früher Brustkrebs erkannt wird, desto besser sind die Erfolgsaussichten der Behandlung – untersuche und beobachte deine Brust also am besten monatlich, gehe zu Vorsorgeuntersuchungen und informiere die Personen mit Brust in deiner Umgebung darüber, dass auch sie sich um ihre Gesundheit in dieser Hinsicht kümmern! 

Kommentar verfassen

%d
This site is registered on wpml.org as a development site.