FSME ist die Abkürzung für die Frühsommer-Meningoenzephalitis. Es handelt sich dabei um eine akut verlaufende Virusinfektion, welche durch Zecken übertragen wird. Zecken können verschiedenste Erreger übertragen, die beiden wichtigsten sind Borreliose (auch Lyme-Krankheit, ausgelöst durch ein Bakterium) und FSME. Gegen die Borreliose gibt es ein Antibiotikum, welches das Bakterium bekämpft, wenn man eine Infektion früh genug erkennt. Gegen FSME gibt es leider kein Medikament, welches die Ursache bekämpft, dafür aber eine Impfung.
Was passiert bei einer FSME-Infektion?
Beim Kontakt mit FSME merkt man erstmal nichts. 7-14 Tage nach dem Zeckenstich tritt Fieber auf, manchmal auch Schwindel und Übelkeit. Das Ganze klingt nach 1-8 Tagen wieder ab. Diese Symptome werden oft mit einer Grippe verwechselt, da die charakteristischen Eigenschaften einer FSME-Infektion erst später auftreten. Bei einem Teil der Infizierten tritt nach einer Woche ohne Symptome die zweite Phase der Erkrankung auf, welche mit hohem Fieber, Kopfschmerzen, Lähmungen und Nackensteife einhergeht. Es kommt zu einer Entzündung der Hirn- und Rückenmarkshäute und des Gehirns.

Je älter die Person, umso wahrscheinlicher ist es, dass es zu langfristigen Schädigungen kommt. Die Krankheit kann schwere bleibende Folgen wie Lähmungen, epileptische Anfälle, Schluck- und Sprechstörungen oder psychische Auffälligkeiten nach sich ziehen. Bei einem Prozent der Erkrankten endet die Infektion tödlich. Eine FSME-Erkrankung macht einen Krankenhausaufenthalt erforderlich, bei dem aber nur die Symptome behandelt werden können – umso wichtiger wird daher die Prävention.
Das Virus wird von der Zecke beim Stechen übertragen, es gelangt so vom Speichel der Zecke direkt in das Blut des Wirtes. Ob so eine Zecke das Virus in sich trägt, ist von verschiedenen Faktoren abhängig. Es gibt Gegenden, wo es sehr viel wahrscheinlicher ist, von einer Zecke mit FSME angesteckt zu werden. Dies sind die sogenannten „Risikogebiete“.
Wo sind die Risikogebiete in Südtirol?
Zecken bevorzugen feucht-warme, schattige Wälder. Orte, wo vermehrt Wirtstiere vorkommen, und die Jahresdurchschnittstemperatur und Luftfeuchtigkeit stimmen, beherbergen mehr Zecken mit FSME. In Südtirol sind Zecken an folgenden Orten am meisten verbreitet:
- In Überetsch, zum Beispiel im Montiggler Wald
- Im Süden, zum Beispiel am Fennberg
- Im Etschtal, im Vinschgau und rund um Bozen
- Im Eisacktal bis Sterzing
- Vereinzelt in höheren Lagen wie im Pustertal bis Sand in Taufers, dem Eisacktal bis Sterzing oder im Ultental

In der Broschüre zu Zecken und den von ihnen übertragenen Infektionskrankheiten schreibt der Südtiroler Sanitätsbetrieb, dass man sie vorwiegend in Mischwäldern, Auen, an Waldlichtungen und an Wegrändern findet. Sie sitzen vor allem auf Gräsern und Sträuchern bis zu 1,50 Metern Höhe. Wenn sich ein potenzieller Wirt nähert, strecken sie ihre mit Widerhaken versehenen Vorderbeine aus. Diese verhaken sich im Fell, in Haaren, auf der Haut oder der Kleidung. Von diesem Punkt aus suchen sich die Zecken einen Ort am Körper, an dem sie zustechen können.
Das Krabbeln der Zecke auf der Haut spürt man nicht unbedingt, da sie sich nicht wie ein Insekt anfühlen und keinen Kitzel oder Juckreiz auslösen. Sie haben Gelenke, welche wie „Stoßdämpfer“ wirken und können so stundenlang nach einer geeigneten Stichstelle Ausschau halten. Besonders gerne stechen sie in der Kniekehle, der Leistengegend, am Haaransatz im Nacken oder hinter den Ohren und in der Achselgegend. Allerdings ist keine Stelle am Körper sicher. Auch den Stich spürt man nicht, da der Speichel gerinnungshemmende und betäubende Substanzen beinhaltet. Die Zecke beißt sich fest und verbleibt an ihrer Stichstelle für bis zu eine Woche. Sobald sie mit Blut vollgesogen ist, lässt sie sich wieder fallen.

Zecken sind saisonal aktiv. Die Ansteckungsgefahr ist daher zwischen März und November am größten, insbesondere Mai-Juni und September-Oktober sind sehr gefährlich. Bei Bodentemperaturen ab sieben Grad werden sie aktiv. Feuchte Sommer und milde Winter begünstigen die Verbreitung besonders, so kann es auch zu Zeckenstichen im Dezember und Januar kommen. Für viele Arten sind längere Kälteperioden tödlich, wenn der Winter also mild ausfällt, kann dies einen starken Einfluss auf die Größe der Population im nächsten Jahr haben.
Wie schützt man sich vor einem Zeckenstich?
Die Schutzimpfung gegen FSME ist die einzig wirklich wirksame Lösung für Personen, die sich vor einer Infektion mit dem Virus schützen möchten.
Es gibt weitere Möglichkeiten, welche das Risiko, von einer Zecke gestochen zu werden, verringern. Das Tragen von langärmeliger Kleidung mit geschlossenen Schuhen und eventuell über die Hosenbeine gestülpten Socken ist empfehlenswert. Helle Kleidung lässt dich schneller erkennen, ob sich eine Zecke an dir festklammert. Es gibt auch Sprays, welche einen Schutz vor Zecken versprechen und sich wie Mückensprays auftragen lassen. Die Wirkung dieser ist jedoch nicht sehr verlässlich. Empfohlen wird zudem, auf dem Weg zu bleiben und nicht durch hohes Gras zu gehen oder an Büschen am Wegrand entlangzustreifen.

Ganz wichtig ist es, dass nach der Rückkehr von einem Ausflug in die Natur der ganze Körper auf Zecken untersucht wird. Wenn man eine Zecke früh genug findet und korrekt entfernt, sinkt die Infektionsgefahr von Borreliose (welche meist erst nach 12 bis 24 Stunden übertragen wird) und FSME. Auch das Wissen darüber, dass man eine Zecke hatte und wo sie zugebissen hat, ist wichtig. So kann man sich selbst und die Einstichstelle im Auge behalten, um bei eventuellen Anzeichen von Symptomen rasch reagieren zu können.
Pinzetten, mit welchen eine Zecke richtig entfernt werden kann, gibt es in der Apotheke. Vermieden werden sollten das Anzünden, Zerquetschen oder chemische Töten (Nagellack, Klebstoff, Zahnpasta…) der Zecke.
Wie komme ich an eine FSME-Impfung?
Die FSME-Impfung ist ein Totimpfstoff. Es werden für die vollständige Grundimmunisierung drei Dosen benötigt. Nach der ersten Dosis wir die zweite nach einem bis drei Monate verimpft. Diese zwei Dosen bieten einen wirksamen, aber zeitlich begrenzten Schutz. Die dritte folgt dann ca. ein halbes Jahr später, mit ihr erhält man einen Schutz von über 95 Prozent. Eine Auffrischung wird alle drei bis fünf Jahre empfohlen.
Impfen lassen kann man sich jederzeit. Die Webseite der Südtiroler Landesverwaltung empfiehlt einen Start im Spätherbst damit zu Beginn der saisonalen Zeckenaktivität im Frühjahr ein ausreichender Schutz vorhanden ist.

Man muss dafür einen Termin ausmachen, entweder bei einer Ärztin oder einem Arzt, welche*r sich an der Impfaktion beteiligt, oder in den betrieblichen Diensten für Hygiene und Gesundheit. Hier reserviert man sich bei der Landesweiten einheitlichen Vormerkstelle (ELVS) einen Termin über die Nummer 0472 973850 oder über die E-Mail-Adresse elvs-vorsorge@sabes.it.
Ab wann kann man sich impfen lassen?
Die Kinder- und Jugendärztin Dr. Christiane Spitaler sagt dazu im Salto Interview: „Grundsätzlich kann man Kinder ab einem Jahr impfen; wir empfehlen eine Impfung aber erst ab zwei Jahren, da in den ersten beiden Jahren schon einige wichtigere Impfungen anfallen.“ Für eine Impfung ist es jedoch nie zu spät, man kann sie jederzeit machen.
Kommt FSME häufig vor?
Österreich gehört zu dem am stärksten von FSME betroffenen Ländern Zentraleuropas. Von 2010 bis 2020 gab es dort über 1000 Fälle und 21 Tote. 2020 war eines der stärksten FSME-Jahre, auch in Deutschland und der Schweiz. In der Schweiz haben sich die Zahlen zwischen 2014 und 2018 fast vervierfacht. In Südtirol gibt es bisher nicht so viele FSME-Fälle, es sind zwischen drei und fünf jedes Jahr. Da die Krankheit aber lebenslängliche Schäden hervorrufen und durch die Impfung sehr gut vorgebeugt werden kann, wird es Personen, welche häufig in der Natur unterwegs sind, empfohlen, sich durch sie zu schützen.