BandCheck: Chaos Junkies

Max Silbernagl – ausnahmsweise selbst im BandCheck!

Normalerweise interviewt Max Silbernagl für euch Bands und junge Künstler*innen in ganz Südtirol im BandCheck. Hier haben wir den Spieß jedoch umgedreht – Franziska Tschenett interviewt die Chaos Junkies, die Punk-Band, die Max Silbernagl aus Langeweile selbst gegründet hat!

Die Chaos Junkies gibt es seit 2017 und sie beschreiben sich selbst als „New-Wave-Hippie-Punkband on a journey of finding authentic ways of expression.“ Laut eigener Beschreibung haben sich Max Silbernagl und sein Assistent Patrick Unterhofer eines schönen Abends nach ein paar Bier entschieden, eine Band zu gründen.

Die weiteren Bandmitglieder wurden über Flugzettel rekrutiert. Seitdem gibt es einen neuen funkelnden Stern am Punkhimmel. Im folgenden Interview erzählen sie von ihren Plänen, warum Max’s Unterhosen essentiell für die Entwicklung der Band waren und wohin es sie musikalisch so treibt.

Foto: Gabriel Höllrigl

Sie geben mir heute ein Interview über Zoom. Auf dem Bildschirm erwarten mich fünf sympathische Herren in ihrem Proberaum, welche gerade ihre Musikinstrumente verstauen. Die letzten Gummibärchen werden vernascht und ein Verstärker muss als Sessel herhalten, dann sitzen sie alle wie in der Schule im Halbkreis versammelt vor der Kamera. Sie stellen sich vor als:

  • Max Silbernagl: Gesang

  • Johannes Waldner (Jojo): Gitarre

  • Marco Spedale: Gitarre

  • Raffaello Faccin (Raff): Bass

  • Manuele Pison: Schlagzeug (und selten Triangel)

Ich bin schon sehr gespannt auf ihre Erzählungen, also los geht’s!

Franziska: “Ihr habt über die letzten Jahre mehrere Wechsel in der Bandbesetzung gehabt: Wie habt ihr eure jetzige Konfiguration gefunden?

Raff: “Es sind viele Mitglieder gegangen, manche aus Geldnot, der Ex-Gitarrist Valentin ist in die Schweiz gezogen [lacht]. Wir haben dann ein paar neue Mitglieder durchprobiert und sind schließlich bei der jetzigen Konfiguration angekommen.”

Max: “Ja, der Valentin verdient jetzt viel Geld und schickt uns keines.”

Jojo: “Ich kann kurz erzählen, wie der Max mich angeworben hat. Ich bin im Sommer in Innsbruck gewesen, um Bekannte zu besuchen und hab Max geschrieben, ob er auf ein Konzert mit uns gehen möchte. Dort habe ich ihm erzählt, dass ich vor einem halben Jahr angefangen hab Gitarre zu spielen, und er war sofort begeistert und meinte, wir müssten mal was gemeinsam machen. Im Herbst hat er sich gemeldet, ob wir dann mal zusammen Musik machen. Ich habe geantwortet, dass ich nur Akustik-Gitarre spiele und keinen Plan vom Musikschreiben habe. Im Winter hat er sich dann erneut gemeldet, und meinte, ich sollte doch bei der Band E-Gitarre spielen. Das Ding war: ich besaß nicht einmal eine E-Gitarre! Aber die kann man sich ja kaufen. Gitarre spielen konnte ich trotzdem immer noch nicht gut. Max meinte dazu: Nicht schlimm, es ist nur Punk! Er hat mir zudem ein paar Bier versprochen. Tja, mit Punk und Bier hat er mich gehabt.”

Raff: “Spannend, bei mir war es die gleiche Geschichte. Ich habe Gitarre gespielt, Max meinte, sie bräuchten einen Bassisten. Mit zwei Bier hat er mich gekauft.”

Max: “Der Transfermarkt-Preis ist mittlerweile teurer geworden, aber es geht immer noch so.”

Raff: “Oh, da fällt mir noch was ein: Das letzte Mal wo wir Bandmitglieder gesucht haben, haben wir in der ganzen Stadt Plakate aufgehängt. Da haben sich in drei Monaten genau 0 Personen gemeldet [lacht].”

Manuele: “Bei mir war es so, ich habe eigentlich eine Zeit lang gar keine Musik mehr gemacht und dann zusammen mit Marco ein paar Projekte gehabt. Wir dachten uns dann, lass uns das mal probieren mit diesem Punk.”


F: “Wie ist der Name Chaos Junkies entstanden?

Max: “Ganz am Anfang hatten wir keinen. Nach der dritten Probe hat es dann geheißen, dass wir einen Bandnamen brauchen. Alle anderen Vorschläge waren irgendwie scheiße, beziehungsweise gabs gar keine anderen… ach Raff, hilf du mir.

Raff: “Ja ganz klar, du hast entschieden. Ich war da nicht dabei.”

Max: “Natürlich warst du da dabei [lacht].”

Raff: “Nein ok, so wars. Der Max hatte eine Unterhose, da stand „Chaos“ drauf. Wir fragten uns, und was sind wir? Klar, Junkies. Deshalb: Chaos Junkies.”

Max: [lacht] “Also ich habe es ein bisschen anders in Erinnerung, aber passt schon!

Jojo: “Warte, ich erfinde auch noch eine Geschichte! Ich habe mir über den Namen erst Gedanken gemacht, wenn ich dann selbst ein Teil davon war. Der Name spricht für sich, Chaos muss nicht schlecht sein sondern wird nur von der Gesellschaft als schlecht interpretiert, man kann ja mit seinem eigenen Chaos trotzdem glücklich sein. Junkies sind einfach Personen, die es suchen. Ich finde, es passt recht gut! Wenn man sich den früheren Punk anschaut, war das auch Chaos. Übrigens – Chaos Junkies ist abgekürzt CJ, wie der C.J. Ramone von den Ramones, eine der ersten Punkbands!”

Marco: “Also sicher ist auch, dass wir einfach einen grande casino machen.

Manuele: “Ja, das kann ich bestätigen, es ist einfach der richtige Name um das casino, das wir machen, zu bezeichnen.”


F: “Was war euer bester Auftritt und was euer schlechtester? Auf welche Leistung seid ihr besonders stolz?

Raff: “Also der beste Auftritt war, wo wir für die Toten Hosen Vorband waren. Also, eigentlich waren wir sogar nach ihnen dran. Ein paar Monate nach ihnen, aber zumindest im gleichen Wohnzimmer (in der Südtiroler Hochschüler*innenschaft in Wien). Das war ein hammer Konzert, es war die perfekte Stimmung bei den Leuten, die dort waren!

Max: “Wir haben sogar auf den gleichen Matratzen geschlafen wie die Toten Hosen! Ein anderes cooles Konzert war im Café Carina. Da habe ich die Schlüssel für das Auto in Meran vergessen. Wir sind zu spät zum Soundcheck gekommen, mit zwei Gitarren und Schlagzeugstecken sind wir dort aufgekreuzt. Ein paar komische Blicke haben wir abgekriegt, aber bis zum Schluss haben sie uns alles geliehen. Von den schlechteren Auftritten her sind eigentlich nur die in Erinnerung geblieben, wo das Wetter nicht mitgespielt hat oder einfach kein Publikum war. Einmal haben wir für den Soundtechniker und drei Kellner gespielt [lacht]. Oh und das eine Mal auf der Hochzeit!”

Raff: “Oh ja die Hochzeit! Erstens haben wir die Hochzeit ruiniert, weil die Musik einfach Null hingepasst hat, während dem Essen haben wir gespielt. Zweitens, ist nach dem dritten Lied die Polizei aufgekreuzt, die Nachbarn haben sie gerufen weil so ein casino war [lacht].


F: “Von wem seid ihr musikalisch inspiriert? Habt ihr auch Inspirationen für die Konzerte?

Jojo: “Vor sechs bis sieben Jahren habe ich diese Frage schon mal beantwortet für eine Band, aber da ich jetzt vom Bass auf die Gitarre umgestiegen bin, hat sich mein Bild ein bisschen verändert. Ich lasse mich von den Ramones viel inspirieren, sie waren einfach Pioniere. Bei ihnen sieht man auch auf den Auftritt-Videos deutlich, dass sie live nochmal schneller spielen als auf den Originalaufnahmen – das gefällt mir! Der Horrorpunk inspiriert mich auch, Bands wie Misfits und Blitzkid zum Beispiel. Zudem höre und spiele ich auch Folk-Punk wie Konny Kleinkunstpunk und Days N’ Daze. Mir gefällt die Geschwindigkeit sehr!

Raff: “Mir gefällt die Knochenfabrik sehr, insbesondere das Album Ameisenstaat.

Marco: “Ich komm aus einem ganz anderen Genre, aus dem Blues und Rock. Das ist die erste Punkband, in der ich spiele. Das Chaos gefällt mir aber sehr, also fühl ich mich ganz wohl damit!

Manuele: “Ich war ein Metal-Gitarrist und hab dann eigentlich das Musizieren gelassen. Mittlerweile spiele ich alles ein bisschen… Von den Punk-Bands her inspirieren mich Pennywise, NOFX, Ignite, Total Chaos, Rancid, Exploited und Impaled Nazarene.

Max: “Also bei mir sind’s ganz klar die Kastelruther Spatzen, die Ursprungbuabm und Manni Mascarpone und die Alpenröschen – ganz große Vorbilder! [lacht] Nein, sonst sind es eigentlich die Toy Dolls, Ramones, Negazione und die Vier Promille. Vom Liederschreiben her würde ich mir wünschen, wenn wir es in Zunft mehr schaffen würden gemeinsam an Texten zu arbeiten.


F: “Wann gibt es neue Musik von den Chaos Junkies? Was kann man von eurer neuen Musik erwarten?

Manuele: “Sehr bald! In der neuen Formation bringt jeder etwas von seinem eigenen musikalischen Hintergrund mit, ich bin schon sehr gespannt darauf. Jetzt spielen wir mal ein paar Konzerte, und dann geht’s wieder ans Schreiben!

Jojo: “Ich kann mich da aus meiner Erfahrung in der alten Band anschließen, wenn ein neuer Musiker in die Band kommt dann ändert sich der Stil schon ein bisschen. Ich kann mir vorstellen, dass durch Manueles Metal-Einfluss und durch meine Vorliebe für schnellen Punk mehr Geschwindigkeit in die Songs kommen wird. Ich bin sehr gespannt auf unseren ersten Auftritt im 15. April im KUBA und auch auf Rock im Ring sind wir sehr aufgeregt! Im Dezember habe ich angefangen die Lieder einzustudieren. Ich hoffe, dass wir nach den Konzerten etwas mehr Zeit zum Verschnaufen haben und zum Liederschreiben kommen. Momentan sind wir wirklich viel beim Proben und Einstudieren. 

Max: “Ich freu mich schon auf die neuen Songs! Die alten Lieder gefallen uns zwar auch gut, ich freu mich aber schon sehr darauf, auf die neuen Einflüsse. Ein paar der alten Songs kann ich auch nicht mehr hören, es wird schon Zeit für Neues.

Raff: “Es waren ein paar harte Jahre, zwischen Covid und den Leuten, die die Band verlassen haben, die Suche nach den neuen Mitgliedern – es war ein bisschen mühsam. Jetzt geht es wieder aufwärts.

Max: “Ich muss auch sagen, dass es für mich auch hart war. Wenn man so gewöhnt ist mit Leuten zu spielen und Dinge zu unternehmen, und plötzlich fällt so ein wichtiges Hobby weg, das war schon hart. Und klar habe ich den Raff auch vermisst [lacht]. Ich glaube auch, dass wir stolz auf uns sein können, dass wir wieder angefangen haben. Es hat viele Bands gegeben, die es einfach gelassen haben. Uns gibt’s noch! Musik gibt uns einfach sehr viel.

Marco: “Musik zu machen ist auch ein Ventil zum Druckablassen in dieser monotonen Gesellschaft. Und mit so einer Band macht es klar noch mehr Spaß!


F: “Welche Themen wollt ihr mit eurer Musik vermitteln? Wovon handeln eure Songs?

Raff: “Um die Ex-Freundinnen vom Max [lacht]. Nein, Max, erzähl mal – um was geht’s bei „Strangers“?

Max: “Bei „Strangers“ habe ich versucht die Perspektive von einem Menschen einzubringen, der zu uns herkommt, aber vielleicht nicht so gut aufgenommen wird, wie man es sich wünschen würde. Also hat dar Song eher eine politische Perspektive dahinter. Allgemein haben die Lieder einen gewissen Tiefgang, wenn man genau hinhört. Also ein bisschen kritisch, aber trotzdem lustig. Der Song „Clicko Clicko Liko Liko“ handelt zum Beispiel von unserer digitalisierten Welt, von Personen die online viele Likes und Freunde haben, aber wenn sie vor die Tür gehen es allen egal ist. In „Pezzo di Merda“ geht darum alles rauzulassen, was einem an dem Tag genervt hat – Arbeit, Uni, Kindergarten, Schule etc. 

Jojo: “Was ich mitbringen möchte und was ich mir auch von den neuen Liedern erhoffe, ist nicht zu versteift auf einer Schiene zu fahren. Einerseits lustige Musik machen die Spaß macht, aber trotzdem, egal in welcher Hinsicht, sozialkritisch bleiben. Den Leuten die Augen öffnen, dass es nicht nur das gibt was sie vor sich sehen, sondern sie auch motivieren, über den Tellerrand zu blicken.

Manuele: “Ja, über die Gesellschaft zu reden ist wichtig.

Max: “Da erinnere ich mich, wir haben ja mal angedacht ein Lied zu schreiben über diesen Umstand, den wir hier haben, dass die deutschsprachige und italienischsprachige Bevölkerung so voneinander getrennt ist.

Manuele: “Genau! Der Fakt, dass die Schulen so strikt getrennt sind, zum Beispiel. Oh, und der Tierschutz ist auch wichtig! Wir sind auch gegen die Wälder-Rodung.

Max [lacht]: “Da kommt es darauf an wieviel uns die Provinz zahlt!

Raff: “Mich inspiriert täglich der Sänger „Silverio“ aus Mexico [lacht].

Manuele: “Eigentlich singen wir darüber, was Max uns befiehlt [lacht].

Foto: Gabriel Höllrigl

F: “Was macht euch am meisten Spaß – die Auftritte, das Musik schreiben, die Proben, das Interview-geben?

Raff: “Also bei einem Auftritt hat man die Leute vor sich, hat direkte Interaktion, mehr Adrenalin. Bei den Proben ist es kreativ. Es ist sehr verschieden.

Jojo: “Konzert-technisch kann ich nicht viel sagen, da wir noch keines gehabt haben. Aber wie der Raff gesagt hat, mit den Leuten vor sich ist es einfach ganz ein anderes Gefühl.


F: “Was ist eigentlich mit eurer Bandkassa los?

Raff: “Ja das wissen die anderen nur nicht, ich bin mittlerweile reich – unsre Einnahmen gehen direkt auf mein Konto [lacht]. Ich habe mal eine Excel-Tabelle gemacht, für ein Jahr waren es so… 1 Cent zirka. Mittlerweile können wir einen Kaffee trinken.

Max: “Wir werden jetzt einfach ein One-Hit-Wonder.

Raff: “Unsere Musik auf Spotify scheint auch nicht unter unserem Bandnamen auf, sondern man muss die einzelnen Mitgliedernamen suchen, um zu den Liedern zu gelangen.


F: “Ja ich habe eure Musik auf Spotify unter einem anderen DJ gefunden, der sich auch „Chaos Junkies“ nennt und recht fragwürdige Musik macht [lacht]”.

Raff: “Ja ich weiß nicht was da passiert ist. Wir haben auch zwei Facebook-Seiten, eine „Official“ und eine normale.

Max: “Aber unsere Webseite ist zumindest wunderschön! Sogar mit einem Shop, aber da gibt’s leider nichts.

Raff: “Ein paar T-Shirts, Hüte und Feuerzeuge gibt’s noch.


F: “Was würdet ihr noch gern der Welt über die Chaos Junkies erzählen?

Manuele: “Die Welt soll einfach mehr Musik hören und sich mehr entspannen!

Jojo: “Das ist eine gute Message. Egal welche Musik!

Manuele: “Es gab die Musik, bevor es das Sprache gab, sie ist einfach wichtig.

Jojo: “Oh genau, ich kann mich gut an unser erstes Album erinnern: „Stock und Stein“ [lacht].

Marco: “Wusstest du, dass der Ötzi sogar ein Chaos Junkies Tattoo hatte?

Max: “Musik ist einfach sehr wichtig für mich, ich kann mir nicht vorstellen irgendwann nicht mehr Musik zu machen. Sie ist so wichtig, um Dinge auszudrücken. Andere gehen auf den Berg, oder zum Sport – ich gehe in den Proberaum. 

Jojo: “Zum Abschluss, um die Erwartungen niedrig zu halten: Wir können viel, aber nicht gut! Marco: Ok und meine Nachricht: Habt einfach Spaß!


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