Max Silbernagl im BandCheck!
Forgotten Dicks: Die Crème de la Crème des schlechten Geschmacks stellt sich vor
Es ist wieder soweit, wieder einmal ein Interview mit meinen Lieblingsmenschen, in meiner Lieblingsbar in Bozen.
Forgotten Dicks, eine Band die dir ihre Lieder ins Gesicht hämmert und trotz der chaotischen Stimmung eine gewisse Ordnung erahnen lässt, sitzt vor mir und lächelt mich an. Sie sind alle gekommen und das freut mich sehr.
Entschuldigung dass ich hier ein bisschen den Fan raus hängen lasse, aber diese Band macht Punkrock in Reinkultur.
Wer sich nicht zumindest einmal die Zeit nimmt, diese Band live zu erleben, hat meiner Meinung nach eine der besten Punkbands in Südtirol versäumt.
Einfache, falsche, schnelle, oft auch unrhythmische Wechsel inmitten der Songs gepaart mit einer verrauchten Stimme und schnellen Schlagzeuggehämmer sucht seinesgleichen.
Diese professionelle Scheißegalhaltung, die diese Band verkörpert, ist in der oftmals viel zu strengen Musikwelt etwas ziemlich erfrischendes meiner Meinung nach, und außerdem nicht mehr so leicht zu finden.
Doch genug der Lobpreisungen.
Nun zurück zu:
- Santi – Patrick Santifaller (Gesang),
- Michl – Michael Thaler (Gitarre),
- Maxi – Maximilian Tschager (Bass),
- Föbe – Fabian Rainer (Schlagzeug),
die mich schon länger fragend anschauen und an ihren Getränken nuckeln.
Na gut, also dann Aufnahmegerät eingeschalten, auf den Tisch gelegt und los gehts!

M: “Wie seid ihr auf den wohlklingenden Namen Forgotten Dicks gekommen?”
F: “Ja Santi erzähl doch mal, das war schließlich deine Idee.”
S: “Ja das war effektiv so, dass ich mir gedacht habe, es gibt eigentlich viele Forgotten Dicks auf dieser Welt, die sich aufgrund der hohen Scheidungsrate irgendwie aus ihrer misslichen Lage heraus winden müssen. Es sind halt meistens die Forgotten Dicks, die “cazzi dimenticati” die draufzahlen. Ungewollte Kinder, Scheidungen, Kondome vergessen, der Mann, der zahlt usw. – das sind so Dinge, die mich immer wieder beschäftigen.”
F: “Aha interessant, wieder eine neue Geschichte ich dachte einfach wir heißen so, weil wir keine Frau abbekommen (lacht). Wieder etwas gelernt.”
M: “Entschuldigung, wenn ich mich da einmische, aber jetzt sag ich dir wie es wirklich war, denn ganz am Anfang unserer Karriere, so 2005 glaube ich, hießen wir noch “Forgotten Youth”. Das hat einfach so unoriginell, beschissen Metalcore mäßig geklungen, dass wir uns schließlich auf diesen wohlklingenden Namen Forgotten Dicks geeinigt haben. Mit der Namensfindung hat dann schließlich eine Ära begonnen, die die Musiklandschaft in Südtirol sowie international nachhaltig beeinflusst hat. Eine Kultband war geboren (lacht).”

M: “Aha, sehr interessant! Wer hat das sehr positiv angehauchte Logo dazu gestaltet?”
Mi: “Wir haben ein Logo?”
F: “Ja logo. Das war ein Freund von uns, auch “Nosen Dave” genannt. Entstanden ist die Idee aus dem Video zu dem Song “Justice”. Im Video hängt sich eine Puppe mit geknotetem Strick auf und so ist Idee zun Logo entstanden.
Nein, Blödsinn, es war Wolfi, keine Ahnung wie er mit Nachnamen heißt, er ist Steinmetz und beschriftet Grabsteine. Von ihm stammt die Schriftart zum Logo.”
Mi: “Es gibt aber eigentlich kein Logo.”
F: “Doch (lacht).”
S: “Auf jeden Fall ist dieses als Logo auf den weißen Forgotten Dicks T-Shirts zu sehen und das neue Logo für die T-Shirts zum gleichnamigen, neuen Album “What Else”, welches 2021 erschienen ist, hat Maxi gezeichnet.”
Mi: “Ich konnte mich jedenfalls nie so richtig mit diesem Motiv anfreunden, auch das Video zu “Justice”, hat mir nicht gefallen.”
S: “Das Logo ist Ansichtssache, der Name ist Kult! Nächste Frage bitte.”
M: “Seit wann gibt es die Band und mit welcher Besetzung habt ihr gespielt?”
S: “Ja seit 2005, 2006. Wir drei, also Föbe, Michl und ich, dann hat zeitweise ein gewisser Spit (Martin Spitaler alias James Bach), der zu meinem Unbehagen zu viel mit seinen Effektepedalen herumexperimentiert hat, ausgeholfen und dann war da noch Fabian Baumgartner der mit Föbe damals in der Band “Dressy Vagabonds” gespielt hatte.
Eines schönen Tages, Michl und ich haben schon gespielt, haben wir Föbe gezwungen, Schlagzeug zu spielen.”
F: “Ja, das stimmt, ich wollte eigentlich Bass spielen, doch so habe ich eben Schlagzeug angefangen. Ich war damals sehr experimentell unterwegs, also für jeden Jazzmusiker müsste es damals ein Genuss gewesen sein, mir bei meinem experimentellen Schlagzeugspiel zuzuhören. Jeder in der Band hat am Anfang sein Ding gemacht, ob es harmoniert hat oder nicht, scheiß egal und ich kann mit Stolz sagen, dass ich bis heute nicht viel besser geworden bin (lacht).
Reinhold Giovanett hat uns sogar einmal als Blues Punk Band bezeichnet, doch Santi, wie man sieht, hat mit dieser Bezeichnung immer noch seine gewissen Probleme.”
F: “Oder, Inkontinenzpunk, wenn man zuviel getrunken hat muss es schon mal schnell gehen (lacht).”
S: (Schaut grimmig) “Es ist einfach Street-Punk, okay?”
Mi: “Okay Santi, schon gut.”

M: “Wie seid ihr zu euren Liedern gekommen, oder wie kann man sich eure ersten Gehversuche in diese Richtung vorstellen?”
Mi: “Also wir haben 2007 unser Debütalbum “Legalize Prostitution” herausgebracht, wo wir unsere Meinung gegenüber dem Vatikanstaat und der Kirche ausgesprochen haben. Weiters haben wir uns für die Legalisierung von Prostitution in Italien ausgesprochen. Allgemein war es ein sehr politisches Album, das zu unserem Bandnamen, zumindest wie Föbe und ich ihn sehen, hervorragend passt. Auf diesem Album war außerdem schon unser Smash-Hit “Underground” zu finden, für den wir sehr gelobt wurden, unter anderem auch von dem Gittaristen einer bekannten Punkband “The Casualties”. Der hat gesagt, dass dieser Song Potenzial hätte und wir doch etwas daraus machen sollten. Leider haben wir unsere internationale Chance verspielt (lacht).”
M: “Worauf könnt ihr mit einem lachenden und weinenden Auge zurückblicken und worauf seid ihr besonders stolz?”
S: “Ja, das war sicher das erste Konzert, dass wir überhaupt gespielt haben, im Jahre 2011, im Pippo in Bozen. Die Frontfrau der Headliner-Band “Drexter” hat es mir angetan und hat auf mich einen Stage Dive gemacht. Im Laufe des Abends habe ich immer wieder mit verschiedenen Liebesbekundungen auf mich aufmerksam machen wollen, doch die Liebe war dann doch ziemlich einseitig. Zumindest habe ich noch ein Album, eine CD und ein T-Shirt abgestaubt. Alles in allem war es ein gelungener Abend, an den ich mich noch lange erinnern werde.
Sie sagten uns auch, dass wir mega gut waren und dass es ihnen gefallen hatte.
An meinem Liebesbekundungen muss ich noch arbeiten, doch ein Versuch war es wert (lacht).”
Mi: “All in my friend, ich hätte es genauso gemacht (lacht).”
F: “Also was ich noch weiß, waren wir beschissen schlecht, aber so gehen die Meinungen scheinbar auseinander (lacht). Ich war so nervös und irgendwann, bei einem Intermezzo, wusste ich nicht mehr weiter und habe, total aus dem Takt, einfach irgendetwas gespielt.”
Mi: “Das stimmt, hier kann man das wirklich sagen mit einem lachenden Auge. Ich jedenfalls kriege immer noch Lachkrämpfe, wenn ich an dieses Konzert zurück denke (lacht).”
S: “So hat alles angefangen und dann haben wir effektiv einen Bassisten gesucht der in unserer Band passt, da war Maxi noch nicht dabei.”

M: “Erzählt uns einige lustige Sachen aus eurem Bandalltag!”
S: “Eines schönen Tages, am Sarner Kirchentag 2011, gab ich Maximilian Tschager meine Telefonnummer, die er aber leider aus verschiedenen Gründen nicht lange hatte, da er sein Handy an diesem Tag verlor. Von den Nachwehen des Sarner Kirchentages wieder erholt, traf man sich eines schönen Tages im Jänner 2012 wieder und ich lud ihn ein zu uns in den Proberaum nach Kardaun ein. Dort begann dann effektiv unsere Zusammenarbeit und wir nahmen die Forgotten Dicks auf.”
Mi: “Eines unserer Highlights war mit Sicherheit auch das Konzert in Rock im Ring 2013. Es war ein Samstag um 2:00 Uhr nachmittags und unsere Startschwierigkeiten an diesem denkwürdigen Tag waren groß, doch mit vereinten Kräften schafften wir Santi auf die Bühne und er lieferte trotz Scheißakustik in der Eishalle ab.
Santi wollte immer Headliner machen und ist so manchem Organisator deshalb auf die Eier gestiegen. Eines schönen Tages im Juze Naturns war es dann soweit. Vorband “Gassenstroiner” aus Naturns, volle Hütte, Topstimmung. Danach Privatfete. Wir auf der Bühne, zwei Kellner und Soundtechniker im Publikum, ansonsten gähnende Leere. Das war unser erster Headliner-Gig (lacht).”
S: “Ja stimmt, das war effektiv nicht so optimal.
Man muss aber auch dazu sagen, bei unserer Release Party 2017 im Pippo, wo wir unser Schmuckstück “Worst of” präsentierten, haben sie auch gespielt und das war dann wieder mega geil.”
Mi: “”Konzert Freiraum” im Jugendraum Schlanders, die Vorband, Monitorboxen vergessen, scheiße was nun? Ja spielen wir eben trotzdem, für einen Profimusiker wie Föbe, der in Jazz und Blues so bewandert ist, ist das alles kein Problem. Man hat einfach nichts gehört und das was man gehört hat war extrem leise. Aber egal (lacht). Forgotten Dicks gehen niemals unter!”
M: “Was sind die nächsten Schritte oder Ziele der Forgotten Dicks?”
F: “Ja wir wollen auf alle Fälle in naher Zukunft zwei neue Songs aufnehmen. Ein Song davon ist eine Ballade. Forgotten Dicks werden auf ihre alten Tage noch zu Romantikern! Nothing‘s Left Forever, guter Song mit vielen tiefen Aussagen. Santi hat diesen Song während einer schwierigen Phase im Krankenhaus geschrieben. Zusammen mit den Streichern, die wir extra für diesen Song engagiert haben, wird es mit Sicherheit ein Hit.
Ich sehe uns auch gut im Museion, als Kunstwerk, doch die High Society lässt noch mit Anfragen auf sich warten. Wieso wissen wir selbst nicht! Uns im Foyer als musikalische und ästhetische Untermalung, das wäre doch was, oder? (lacht)”
Maxi: “Ja wie schon gesagt, jetzt warten wir mal den neuen Schund ab, den wir produzieren. Es gibt haufenweise, zum Beispiel “Spit right in your eye”, wo es darum geht, dass wir es leid sind als Lückenfüller büßen zu müssen. Wenn ihr uns nur als Lückenfüller seht, dann sei euch gesagt, wir brauchen euch nicht.
Das Video zu “Nothing‘s Left Forever” zeigt meine Wenigkeit, beim Stangentanz, in Nahaufnahme. Freut euch drauf!”
M: “Was hat die Wahl eurer Unterwäsche mit eurer Forderung für mehr Freiheit zu tun?”
M: Naja, ich kann aus erster Hand berichten, dass es nicht alle Bandmitglieder so schön haben, wie unser Föbe, der als bekennender Nudist sich zumindest nur mit weiten Boxershorts rumschlagen muss. Ich habe da schon das härtere Los gezogen, da meine enge Unterhose und der Inhalt dieser förmlich nach mehr Freiheit schreit. Doch wie es ebenso ist, passt man sich an, und geht das nächste Mal eben selbst shoppen. Lieb dich Schatz (lacht).
Weitere Unterhosen, schaffen mehr Entfaltungsspielraum.
M: “Bahnt sich hier ein Stilwechsel an, werden die Forgotten Dicks durch ihr Engagement für weitere Unterhosen zur Hippie Band? Fühlt ihr euch dadurch freier oder der Freiheit näher?”
F: “Ganz im Gegenteil, wir fordern sie immer mehr, doch uns wird sie immer wieder entzogen.”
M: “Warum?”
F: “Ganz einfach, äääh, aja, weil die Zeiten sich ändern! Genau, das ist ein schlauer Satz, glaube ich zumindest (lacht).”
M: “Haben die Forgotten Dicks musikalische Vorbilder?”
Maxi: “Ja, von Motörhead bis zu the Clash, bis hin zu Propagandhi, Helene Fischer, Scooter, Heintje, Pixies, Zucchero, Roxette und viele weitere.”
M: “Was ist ein Alleinstellungsmerkmal der Forgotten Dicks?”
Maxi: “Ah, ich muss sagen, Santi im rosaroten Tü-Tü hat bis heute noch nichts von seiner sexuellen Strahlkraft eingebüßt. Des Weiteren ist Santi auch Oben ohne ein Gedicht. Als ich, wegen meinem Auftritt in einem Jeansrock, einen Zungenkuss vom Sänger der Vorband “Skandal” bekam, spricht das wohl für sich, oder? (lacht)”
Mi: “Man darf auch Föbe nicht vergessen, der manches mal Oben ohne oder in Unterhosen spielt, es ist zwar kein direktes Outfit, doch wenn man sein Bauchfett bei jedem Schlag auf die Trommel wabbeln sieht wirkt das schon sehr beruhigend, auf mich und auf das Publikum (lacht).”
M: “Was wollt ihr euren Lesern, noch sagen?”
Maxi: “Unsere Fans können lesen? Das ist mir neu (lacht).”
Mi: “Nein, das ist eher so Musikunterricht für die junge Generation, die unsere feine Art des Musikspiels kennenlernen möchte, du Ignorant (lacht).
Ja, danke Max, dass du weißt, wen man interviewen muss, wenn man gute Musik unter die Leute bringen will. Danke, das schätzen wir sehr.”
S: “Wie schon gesagt, warten wir mal den neuen Schund ab und dann ein, zwei Konzerte und dann sehen wir weiter.”
F: “Ich glaube, 2023 schaffen die Forgotten Dicks mit dem neuen Lied “Nothing‘s Left Forever” mit dem dazugehörigen Poledance Video ihren Durchbruch (lacht).”
M: “Ich hingegen befürchte fast, dass dieses Interview der Höhepunkt des Jahres 2023 darstellt.
Danke Max für unseren Höhepunkt (lacht).”
