Gewalt an Frauen

In Italien wird durchschnittlich jeden dritten Tag eine Frau ermordet, meistens vom Partner, Ex-Partner oder einem männlichen Verwandten.

Gewalt an Frauen findet auch in Südtirol statt – jeden Tag – auf körperlicher, psychischer, sexualisierter oder ökonomischer Ebene. Das Spektrum der Gewalt geht von sexistischen oder frauenfeindlichen Alltagsaussagen bis hin zu Feminiziden.

Diese Tatsachen zeigt, dass Gewalt an Frauen ein gesellschaftliches Problem ist und uns alle betrifft. Um so wichtiger ist es deshalb auf das Thema hinzuweisen, zu sensibilisieren und aktiv zu werden!

Gemeinsam gegen Gewalt an Frauen

Gewalt gegen Frauen ist nicht nur körperlich

Gewalt an Frauen* oder geschlechtsspezifische Gewalt ist vielschichtig und äußert sich in verschiedenen Arten:

  • Physische, sexualisierte und/oder psychische Gewalt

  • Zwangsheirat

  • Genitalverstümmelung

  • Femizid, also die Tötung einer Frau

  • Stalking

  • Diskriminierung

  • Emotionale Gewalt z.B. Demütigung, Bloßstellen, Drohung, Erpressung

  • Sexistische Verhaltensweisen im Alltag, wie frauenfeindliche Witze

  • Strukturelle Machtverhältnisse, die Frauen beispielsweise in ökonomischer Hinsicht benachteiligen (z.B. Gender Pay Gap)

  • Einschränkung der persönlichen Freiheit, z.B. wenn Frauen bestimmte Orte, Wege, Situationen meiden müssen, um keiner Belästigung oder Bedrohung ausgesetzt zu sein

Dass vermehrt Frauen, sowie Trans*Personen und nicht-binäre Menschen, Gewalt erfahren, liegt in den gesellschaftlichen Strukturen und am Machtungleichgewicht zwischen den Geschlechtern.

Gewalt an Frauen* gibt es auf der ganzen Welt, in allen Kulturen, Religionen und Gesellschaften und ist Ausdruck des weltweit vorherrschenden patriarchale System.

Frauenfeindliche Witze, Catcalling und Dickpics

Frauenfeindliche Witze, sind “Scherze”, die Frauen* herabwürdigen oder diskriminieren. Sie mögen manchmal harmlos erscheinen, sind allerdings ein Zeichen für einen gesellschaftlichen Sexismus, der Frauen* abwertet. Solche Witze halten stereotype und überholte Rollenbilder aufrecht und verhindern damit Gleichberechtigung. Es ist eine Form von Sexismus, die teilweise nicht als solche wahrgenommen wird, weil es “ja nur” ein Scherz und gar nicht so gemeint war und oftmals beiläufig passiert. Deshalb sind solche Aussagen aber nicht weniger bedenklich, im Gegenteil, es zeigt, dass Sexismus in unserer Gesellschaft fest verankert ist und sogar in alltäglichen, vermeintlich harmlosen, Situationen stattfindet.

Catcalling bezeichnet sexuell anzügliches Nachrufen, Bemerkungen, Pfeifen oder Gestikulieren gegenüber einer Person, meist Frauen*, in der Öffentlichkeit. Die Täter:innen behaupten oftmals, es handle sich dabei um ein “Kompliment”, bei den Betroffenen kommt das aber meist ganz anders an. Es handelt sich nämlich um sexuelle Belästigung. Viele Frauen* empfinden ein solches Verhalten als einschüchternd und beängstigend. Das Gefühl der (Selbst-)Sicherheit sinkt, aus Angst, in Gefahr zu sein. Darüber hinaus reduzieren, die größtenteils auf den Körper oder das Aussehen bezogenen Kommentare, Frauen* auf ihr Äußeres. Die Täter:innen nehmen es sich in gewissermaßen heraus, den Körper der Frau* ungefragt zu beurteilen, was als “Machtspielchen” gedeutet werden kann.

Dickpics sind Penisbilder, die ungefragt am größtenteils weibliche Empfängerinnen versendet werden. Warum verschicken Männer Dickpics? Das ist nicht ganz klar. Einige geben an, die andere Person sexuell erregen zu wollen oder hoffen im Gegenzug darauf, ein ähnliches Bild zu erhalten. Das ist allerdings so gut wie nie der Fall. Es handelt sich nämlich auch hier um eine Form der sexuellen Belästigung, die bei Frauen Ekel, Scham, Schock oder Überforderung auslöst. Es wird deshalb vermutet, dass es sich beim Versenden solcher Fotos um eine Machtdemonstration handelt, um die Empfänger:in in eine unangenehme Situation zu bringen.

Alles Scheiße, aber was kann man machen?

  • Auf keinen Fall sollte man sich selbst die Verantwortung für das Fehlverhalten anderer geben. Die Schuld liegt alleine bei den Täter:innen und ihre Taten sagen nichts über die betreffende Person persönlich aus.

  • Wenn man sich danach fühlt, können du frauenfeindliche oder sexistische Witze oder Bemerkungen klar benannt und das Gegenüber darauf angesprochen werden. Aussagen, mit denen man nicht einverstanden ist, müssen und sollen nicht weglächelt oder verharmlost werden.

  • Fehlverhalten enttarnen, indem man laut sagt, was die Person gerade tut und was sie stattdessen tun sollte, z.B. “Hör mit dem Gestöhne auf und geh weiter!”. Häufig wird der Person erst dann bewusst, was sie gerade macht oder es ist ihr peinlich, vor allem, wenn es mehrere außenstehende Personen hören.

  • Manchmal ist es der sicherere und schnellere Weg, auf Catcalling oder sexuelle Belästigungen nicht zu reagieren. Auch das ist in Ordnung! Generell gilt: Handle immer so, wie es für dich gerade passend ist. Wenn der Person keine Aufmerksamkeit oder Beachtung geschenkt wird, endet die Situation meist schnell.

  • Wenn du übergriffiges Verhalten bei anderen wahrnimmst, setzt dich für die belästigte Person ein. Du kannst auf das Fehlverhalten hinweisen und gibts der anderen Person gleichzeitig das Gefühl nicht alleine zu sein.

  • Dickpics oder andere Formen von digitalen sexuellen Belästigungen können der Postpolizei gemeldet werden.

  • Die Polizei rufen! Auch wenn es sich “nur” um verbale sexuelle Belästigung handelt, ist es in Ordnung und richtig, die Polizei zu rufen, wenn man das Gefühl hat Hilfe zu brauchen.

Verbale oder digitale sexuelle Belästigungen sind eine von zahlreichen Formen von Gewalt an Frauen*.

Egal ob es sich um körperlicher, psychischer, sexualisierter oder ökonomische Gewalt geht – es gibt Hilfe und Unterstützungsangebote! Bei vielen kann man sich auch anonym, kostenlos und unverbindlich melden. Wenn du Gewalt erfahren hast oder erfährst, zögere nicht dir Hilfe zu suchen!

Es gibt Hilfe! Notrufnummern und Hilfsangebote

Wenn du selbst Gewalt erfahren hast oder erfährst, hol dir Hilfe:

KOSTENLOSE NOTRUFLINIE für Frauen in Gewaltsituationen:
800 276433

BOZEN
GEA Kontaktstelle gegen Gewalt 
Tel. 800 276 433 | www.casadelledonnebz.it 
Haus der geschützten Wohnungen
Tel. 800 892 828 | www.hdgw.it 

MERAN
Frauen gegen Gewalt

Tel. 800 014 008 | www.donnecontrolaviolenza.org 

BRUNECK
Frauenhausdienst Pustertal

Tel. 800 310 303www.bezirksgemeinschaftpustertal.it

BRIXEN
Frauenhausdienst Eisacktal

Tel. 800 601 330 | www.bzgeisackta

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