Das Auslandsjahr

Allgemeine Informationen

Als Schüler*in gibt es für dich die Möglichkeit ein Jahr oder ein Semester in der Schulzeit in einem anderen Land zu verbringen. Für diese Zeit lebst du in einer Gastfamilie oder einem Heim und besuchst die Schule vor Ort. Tendenziell ist ein Auslandsjahr eine recht kostspielige Angelegenheit, kann sich aber sehr lohnen – du kannst dabei deinen Horizont erweitern und über deine eigenen Grenzen hinauswachsen. Du wirst andere Kulturen hautnah erleben und für einige Zeit selbst ein Teil von ihr werden. Ein Auslandsjahr verändert einen für immer, die Erfahrungen, die man dadurch macht, sind unbezahlbar. Deshalb haben wir hier für dich alle Optionen zusammengefasst, wie du ein Auslandsjahr belegen kannst.  

Falls dir die hier vorgestellten Möglichkeiten nicht gefallen oder für dich nicht umsetzbar sind, gib nicht auf. Es gibt auch nach der Matura jede Menge Möglichkeiten die Welt zu entdecken. Zwischen einem Erasmus-Studienjahr, Au-Pair Programmen, Praktika im Ausland oder Work and Travel – die Welt steht dir auch nach der Oberschule noch offen. 

Welche Möglichkeiten gibt es?

In Südtirol gibt es mehrere Wege ein Schuljahr in einer anderen Schule zu verbringen. Von der Region Trentino-Südtirol werden jedes Jahr 40 Stipendien vergeben, um die Finanzierung zu erleichtern. Dieses Stipendium darf aber nur für Auslandsaufenthalte innerhalb Europas eingesetzt werden. Wenn man zu einer privaten Organisation geht und alles selbst bezahlt, steht einem die ganze Welt offen. Eine weitere Option ist ein Schuljahr in einer italienischen Schule, entweder in Südtirol oder in einer anderen Region Italiens. Je nach Organisation variieren Bewerbung, Ablauf und Finanzierung. Die Bewerbungsfrist endet meist ein dreiviertel bis halbes Jahr vor dem Reiseantritt.  

Nachdem du vom Auslandsjahr zurückkommst, musst du (je nach Schule) Nachprüfungen in manchen Fächern absolvieren, um die nächste Klasse besuchen zu können. Meist wird ein Auslandsjahr in der 4. Klasse der Oberschule empfohlen, man kommt also für das Maturajahr wieder zurück.  

Bevor du ein Auslandsjahr planst, muss du dich fragen, wohin du willst, wieviel Geld du zur Verfügung hast, wie lang du gern weg wärst und ob du bereit bist ein ganzes Schuljahr lang nichts auf Deutsch zu lernen. Auch von bürokratischer Perspektive aus ist das Ganze etwas aufwändig, aber es lohnt sich. Zwischen Visum, Impfungen, Auslandshandyvertrag und Reiseversicherung gibt es einiges zu planen, manches wird aber von den Organisationen abgenommen oder unterstützt. 

Auslandsjahr mit Stipendium von der Region (europaweit)

Das von der Region finanzierte Stipendium hat durch Corona zwei Jahre Pause einlegen müssen. 2022 wurde es erstmals wieder ausgeschrieben, jedoch mit veränderten Bedingungen. Mit 600.000 Euro in 40 Stipendien wurde Schüler*innen aus Trentino-Südtirol das Schuljahr 2022/23 im Ausland finanziert. Tatsächlich vergeben wurden sogar 52 Stipendien.   

Das Stipendium richtet sich an Schüler*innen, welche die dritte Klasse einer Oberschule besuchen, die vierte Klasse aber gerne in einem anderen EU-Land absolvieren möchten. Die Höhe des Stipendiums beträgt mindestens 8.000,00 Euro und höchstens 12.000,00 Euro je nach Punktzahl in der Rangordnung. Die Region bietet aber, im Gegensatz zu früher, keinerlei Unterstützung oder Dienstleistung bei der Organisation des Auslandsaufenthaltes. 

Für dieses Jahr (also für das Schuljahr 2023/24) gibt es noch keine genaueren Informationen über die Ausschreibung. Die Frist für die Bewerbung wird im Februar sein. Da sich die Ausschreibung sehr ähnlich gestalten wird wie im Jahr zuvor werden hier die Informationen vom letzten Jahr angeführt.  

Es gilt nicht mehr wie früher, dass die Stipendien anhand eines Auswahlverfahrens vergeben werden, sondern durch eine Kombination aus schulischer Leistung und der Einkommens-/Vermögenssituation (ISEE). Für die schulischen Leistungen wird das Zeugnis in Betracht gezogen. Die Englischnote hat einen besonderen Einfluss, sowie der Notendurchschnitt der zweiten Klasse. Das Ganze erfolgt mit Punktezahlen, also eine Durchschnittsnote von „acht“ in der zweiten Klasse bringt acht Punkte, die Englischnote „neun“ der dritten Klasse bringt zusätzlich neun Punkte. Die ISEE-Werte werden gestaffelt, umso niedriger der Wert ausfällt umso mehr Punkte erhält man. Die Punkte werden zusammengerechnet und umso mehr Punkte man hat, umso mehr Geld (im Rahmen von 8.000 – 12.000 Euro) erhält man. 

Für ein Ansuchen muss man folgende Voraussetzungen erfüllen: 

  • Staatsangehörige*r eines EU-Landes und seit mindestens einem Jahr in der Region oder einigen angrenzenden Gemeinden ansässig sein. Dort muss auch das Schuljahr der 3. Oberschule abgelegt werden

  • Man darf in der 3. Klasse keine negative Note im Bewertungsbogen stehen haben, weder im ersten noch im zweiten Zeugnis 

  • Der ISEE-Wert der Familie darf maximal 65.000 Euro betragen

Das Stipendium gilt für einen Auslandsaufenthalt in einem EU-Land (also nicht Großbritannien). Es darf auf keinen Fall mit Stipendien anderer öffentlicher Körperschaften kombiniert werden.  

Mithilfe dieses Stipendiums kannst du die folgenden privaten Organisationen, die dir helfen eine Gastfamilie und Schule zu finden, bezahlen. Teilweise gibt es hier aber das Problem, dass man die Zusage für ein Stipendium erst nach der Anmeldefrist der einzelnen Organisationen erhält. Es gibt jedoch genügend Auswahl, und es wird empfohlen, sich ohnehin Angebote von vielen verschiedenen Organisationen einzuholen und alle Vor- und Nachteile abzuwägen.  

Während des Auslandsaufenthaltes wird dich eine Tutorin oder ein Tutor, welche*r eine Lehrperson deiner alten Schule ist, begleiten und unterstützen. Deine Absicht, ein Auslandsjahr zu belegen, musst du je nach Schule bis zu einem bestimmten Datum der Schulführung melden, und ebenso an einem späteren Zeitpunkt melden, welche Schule und wenn möglich auch welche Fächer du dort belegen wirst.  

Das Buchen durch eine private Organisation

Es gibt viele Möglichkeiten ein Auslandsjahr durch eine Privatorganisation zu belegen. Meist sind diese teuer, ermöglichen es oft aber, Orte außerhalb Europas zu besuchen. Innerhalb Europas gilt das Stipendium der Region.

Hierfür ein Tipp:
kontaktiere unbedingt mehrere Agenturen und hole dir Preisvorschläge und die Meinung anderer ein, es gibt große Unterschiede zwischen den einzelnen Unternehmen. Oft sind manche Dinge nicht im Preis inkludiert, zum Beispiel der Flug oder nicht alle Mahlzeiten am Tag. Nicht immer sind die Preise oder die Fristen für die Anmeldung offen auf den Webseiten einsehbar. Hier lohnt es sich genau zu recherchieren. Ein weiterer Tipp: Oft sind die Agenturen vor Ort billiger! Suche also auch nach irischen Agenturen, wenn du ein Auslandsjahr in Irland belegen möchtest. Bei vielen Agenturen kannst du auch einen gratis Katalog anfordern, welcher dir zugesendet wird. 

Hier werden dir nun einige Agenturen vorgestellt. Sie sind verschieden groß und haben verschiedene Angebote. 

  • Astudy ist eine Agentur, mit welcher dieses Jahr einige Schüler*innen eine gute Erfahrung gemacht haben. Man wohnt hier bei einer Gastfamilie oder im Internat, je nach Schule. Zehn Monate in Irland kosten hier 12.000 Euro (inklusive Flug), in Spanien 10.000 Euro und in einem skandinavischen Land 9.000 Euro. Auch Costa Rica, die USA und Kanada sowie Japan und einige weitere Destinationen werden hier angeboten. Diese Organisation bietet auch Stipendien an.  

  • EF bietet ebenfalls ein High School Exchange Year an. Dieses dauert ein halbes oder ganzes Schuljahr und man besucht dabei eine öffentliche High School und wohnt bei einer Gastfamilie. Destinationen sind hier die USA, England oder Irland. EF organisiert dabei die Gastfamilien, die Schule und den Flug hin- und zurück. Preislich liegt so ein Austauschjahr, zum Beispiel in den USA, bei 15.000 Euro für 10 Monate. Das EF gibt es auch in italienischer Ausführung mit denselben Angeboten.  
  • Beim AFS stehen für den Schüleraustausch mehr Länder zur Auswahl, nämlich über 40: Japan, Chile, Costa Rica oder sogar Australien stehen dir hier offen. Um dir die Wahl zu erleichtern hat der AFS ein Online-Quiz zusammengestellt. Die Kosten sind dabei von Land zu Land verschieden, in den USA kostet ein Jahr 13.500 Euro für 10 Monate (Bewerbungsschluss 15.01.23), in Kolumbien und Mexico 9.400 Euro (15.05.23/29.04.23). In Großbritannien kostet ein Jahr 28.000 Euro (01.05.23). Wie du siehst, sind die Unterschiede zum Teil sehr groß. Beim AFS gibt es auch die Möglichkeiten ein Stipendium zu erhalten. Der AFS hat auch einen italienischen Ableger, intercultura.  

  • Der AIFS bietet Austauschjahre in englischsprachigen Ländern an. Die Preisliste zeigt eine große Range, beeinflusst von Länge des Aufenthaltes, ob öffentliche oder private Schule und welche Destination gewählt wird. Bei TREFF gibt es ebenfalls Schulaufenthalte im englischsprachigen Ausland.  
  • Bei talkbusiness ist das Programm ein ähnliches, hier steht aber nur Irland, Großbritannien und Deutschland zur Auswahl. Wenn man seine Schule nicht selbst wählen will, kostet ein Auslandsjahr hier zirka 10.000 Euro in Irland, in Großbritannien 14.000 Euro. Hier ist, im Gegensatz zu den bisherigen, der Preis für das Flugticket nicht inkludiert. Wenn man seine Schule in Irland selbst wählen will kostet das Ganze 14.000 Euro. Ein ähnliches System mit Wahlschulen, aber mehr Auswahl was die Länder anbelangt, hat auch schoolandvacation und youabroad.  

Zweitsprachjahr (in Südtirol) – Un anno in L2 

Wenn es dich nicht so in die große weite Welt hinauszieht, du aber gerne ein Jahr in einer anderen Schule verbringen möchtest, um neue Leute kennenzulernen und deine Sprachfähigkeiten zu verbessern, gibt es die Möglichkeit ein Zweitsprachjahr zu absolvieren. Dabei verbringst du ein Semester oder ein Jahr an einer italienischen Schule in Südtirol. Die Initiative verfolgt die Festigung der Sprachkompetenzen in der Zweitsprache, die Interaktion unter Jugendlichen anderer Muttersprache, das bessere Kennenlernen der Kulturen und Lebensweisen, sowie die Herstellung eines Beziehungsnetzes unter den Schulen aller Sprachgruppen. 

Um zum Zweitsprachjahr zugelassen zu werden, musst du in allen Fächern einen guten Leistungsstand aufweisen und im Juni ohne Aufholprüfungen in die nächste Klasse versetzt werden. Die Gastschule sollte dieselbe oder eine vergleichbare Ausrichtung wie deine Schule haben. Die Teilnahme am Projekt ist vom positiven Gutachten des Klassenrates abhängig. Die Anzahl der am Projekt teilnehmenden Kandidaten*innen darf in der Regel nicht höher sein als ein Drittel der Schüler*innen der Herkunftsklasse und der aufnehmenden Klasse. Alle Spesen, die entstehen, müssen hier selbst getragen werden, es gibt keine finanzielle Unterstützung oder Stipendien.  

Falls du so ein Jahr belegen möchtest, musst du dich bei deiner Schule darüber erkundigen. Die Informationsveranstaltungen und Deadlines sind von Schule zu Schule verschieden.  

Zweitsprachjahr an einer italienischen Oberschule außerhalb der Provinz

Du kannst auch eine italienische Oberschule außerhalb der Provinz wählen. Hier gilt dasselbe – es sollte eine Schule der gleichen Fachrichtung sein und ein Aufenthalt kann entweder ein Semester oder ein ganzes Jahr andauern. Auch hier musst du einen guten Leistungsstand aufweisen und deine Italienischkenntnisse müssen gut sein. Deadlines und Informationsveranstaltungen sind auch hier je nach Schule verschieden, erkundige dich am besten dazu im Sekretariat.  

Generell kann dir deine Schule und deine Lehrkraft in Italienisch sehr viel individuelle Auskunft geben über Erfahrungen die Schüler*innen in italienischen Oberschulen außerhalb der Provinz gemacht haben. Falls du gerne dir selbst eine Schule suchen möchtest, gibt es hier ein Suchportal für Schulen. Auf der Webseite des Bildungsministeriums findest du zusätzliche Informationen. 

Im Gegensatz zum Zweitsprachjahr in der Region gibt es hier auch eine Option auf eine Förderung. Die Provinz stellt einen Zuschuss über die Abteilung Bildungsförderung der Provinz zur Verfügung.  

Fazit

Möglichkeiten ein Auslandsjahr zu belegen, gibt es wie Sand am Meer. Recherchiere gründlich, wäge die Vor- und Nachteile ab und zögere nicht davor, dir Rat von Personen mit Erfahrung einzuholen. Vergleiche Angebote und bewirb dich, insofern möglich, für ein Stipendium. Die Welt steht dir offen!  

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