In diesem Beitrag versuchen wir dir die aktuelle Situation rund um Israel und Palästina etwas genauer zu erklären.
Hier findest du den geschichtlichen Hintergrund und Informationen zur aktuellen Situation.
Bitte sei dir bewusst, dass sich die Situation gerade täglich ändert, die aktuellen Informationen hier belaufen sich auf den 02.11.2023.

Der geschichtliche Hintergrund
Der sogenannte “Nahostkonflikt” existiert mittlerweile schon seit mehreren Jahrzehnten. Im Oktober 2023 ist es erneut eskaliert.
Hier die wichtigsten geschichtlichen Hintergründe:
- Knackpunkt Jerusalem
Das friedliche Zusammenleben in Jerusalem gilt seit jeher als stark bedroht. Der Grund dafür? Drei Religionen. Im Judentum, Islam und Christentum gilt Jerusalem als heiliger Ort.
Bis heute liefern sich Israelis und Palästinenser heftige Auseinandersetzungen um eine Vormachtstellung in Jerusalem. Die Christen sind nicht mehr direkt in den Konflikt um die Stadt verwickelt.

- Jüdische Einwanderung
Seit dem späten 19. Jahrhundert fliehen viele europäische Juden vor Diskriminierung und Verfolgung nach Palästina und schaffen dort die Grundlage für einen neuen Staat.
Dieses Gebiet ist bis dato von Arabern besiedelt. Zwischen 1919 und 1945 steigt der Anteil der Juden in der Bevölkerung Palästinas von 10% auf 33%. Infolge diese Besiedlung verlieren immer mehr Araber ihre Lebensgrundlage – es kommt zu starken Auseinandersetzungen.

- Die Teilung Palästinas
1947 beschließt die UNO Palästina in einen jüdischen und einen arabischen Staat zu teilen. Die Aufteilung des Staates soll zu 56% an den jüdischen Staat gehen und zu 44% an den arabischen Staat. Es kommt zu einem Bürgerkrieg.
Am 14.05.1948, dem Vorabend des britischen Abzugs aus Palästina, wird die Unabhängigkeit des jüdischen Staates erklärt – dieser neue Staat heißt fortan Israel.
Den ersten israelisch-arabischen Krieg gewinnt 1949 Israel. Daraufhin wird Palästina aufgeteilt. Jerusalem wird geteilt: West-Jerusalem vertreibt alle arabischen Einwohner und die jüdischen Einwohner Ost-Jerusalems müssen vor den jordanischen Truppen fliehen.
Der Gazastreifen steht unter ägyptischer Militärverwaltung.
Diese Situation führt unter anderem dazu, dass 780.000 Araber (von rund 900.000 insgesamt, die auf israelisch besetztem Gebiet leben) das Land verlassen.

- Sechstagekrieg 1967
Das Westjordanland und der Gazastreifen, wo die Palästinenser heute ihren eigenen Staat errichten wollen, ist besetztes Gebiet. Die Besetzung ist das Ergebnis des Sechstagekriegs von 1967. Dieser Krieg ist auf Spannungen zwischen Israel auf der einen und Ägypten und Syrien auf der anderen zurückzuführen.
Israel ergreift am 05.06.1967 die Initiative und vernichtet die ägyptischen und syrischen Luftwaffen. In nur sechs Tagen erobert Israel die syrischen Golanhöhen, den ägyptischen Sinai, den Gazastreifen, das Westjordanland und Ost-Jerusalem.
1979 gibt es einen Friedensvertrag zwischen Ägypten und Israel mit der Rückgabe der Sinai.

- Palästinensischer Widerstand
Die Palästinensische Befreiungsorganisation PLO wird gegründet.
Nach der Niederlage der arabischen Staaten im Sechstagekrieg 1967 führen die palästinensischen Widerstandsbewegungen unter dem Dach der PLO zunächst einen Guerilla-Krieg gegen Israel und hoffen, mit ihrem Beispiel in den besetzten Gebieten einen “Volkskrieg” gegen Israel zu entfachen.
Nach dem Scheitern dieser Strategie gehen extremistische PLO-Gruppierungen weltweit zu Terroraktionen gegen israelische Staatsbürger und Einrichtungen im Ausland über. Doch der Imageschaden für die PLO ist enorm. Nach der Geiselnahme israelischer Sportler bei den Olympischen Spielen 1972 in München durch ein palästinensisches Terrorkommando, bei der alle Geiseln den Tod finden, distanziert sich die Fatah vom internationalen Terrorismus; seither begehen nur noch Splittergruppen weltweit Terrorakte.
Jassir Arafat, Vorsitzender der PLO seit 1969, setzt sich für eine Doppelstrategie ein: Neben bewaffnetem Kampf, sollen auch diplomatische Mittel helfen. Eine Mehrheit innerhalb der PLO vertritt nun die Meinung einer Zwei-Staaten Lösung, Israel und Palästina. Oppositionelle Gruppen kämpfen immer noch für die Zerstörung Israels.

- Die Erste Intifada
1987 kommt es in der palästinensischen Bevölkerung zu einem Aufstand, der Intifada. Israelische Waren werden boykottiert, Steuerstreiks und das Werfen von Steinen von Kindern und Jugendlichen auf Soldaten prägen den Alltag. Die israelische Armee wehrt sich mit eiserner Faust – es gibt viele Tote und Verletzte. Der Konflikt dauert bis 1993 – insgesamt gibt es 1.124 palästinensische Opfer und 90 israelische Opfer.
Gewalt hat während der Intifada nicht immer geholfen, so wurden z.B. auch Schulen und Universitäten für Palästinenser geschlossen – diese antworteten mit einem alternativen Bildungssystem und übernahmen auch im Gesundheitssystem selbst Verantwortung.

- Der Friedensprozess
1993 kommt es zu einem Händeschütteln zwischen dem PLO Vorsitzenden Arafat und Israels Ministerpräsidenten Itzhak Rabin. Die Palästinenser erkennen dabei Israels Existenzrecht an und die Israelis die PLO als Vertreterin des palästinensischen Volkes. Die Friedensverhandlungen gestalten sich schwierig, da die Meinungen einfach zu stark voneinander abwichen.
Erst 2005 verändert sich die Situation: Im Laufe des Jahres müssen israelische Siedler den Gazastreifen und einzelne Siedlungen im Westjordanland räumen. Hier hat Israel also erstmals besetztes Land an die Palästinenser zurückgegeben.
In den Folgejahren baut Israel jedoch immer mehr Siedlungen in Ost-Jerusalem und im Westjordanland. Israel sieht dies als legitimes Recht und als Förderung der inneren Sicherheit. Die Palästinenser bezeichnen diese Siedlungen als illegal.

- Al-Aqsa-Intifada
Im Jahr 2000 besucht der israelische Oppositionsführer Scharon die Al-Aqsa Moschee. Eigentlich ist Juden der Zutritt zur Moschee nicht gestattet. Die muslimischen Palästinenser antworten mit Steinwürfen gegen das Polizeiaufgebot das Scharon begleitete.
Es kommt zu Aufständen – der sogenannten Al-Aqsa-Intifada. Bis Januar 2005 sterben 3.800 Menschen, dann kommt es zum Waffenstillstand.

- Die Sperranlage
Aufgrund mehrer Terroranschläge, sowie Selbstmordattentate beschloss Israel eine sogenannte Sperranlage zwischen Ost-Jerusalem und dem Westjordanland zu errichten.
Heute hat diese “Mauer” eine Länge von mehr als 700 Kilometern.

Die Chronik ab 2007
Ab Juni 2007 übernimmt der Hamas die Macht im Gazastreifen.
Der Hamas ist eine palästinensische islamistische Terrororganisation, die den Staat Israel vernichten will.
- 2008
Nach anhaltendem Raketenbeschuss durch die Hamas blockiert Israel den Gazastreifen und die Versorgung bricht daraufhin zusammen.
Es kommt zum ersten Gazakrieg am 27.12.08 nach Raktenbeschuss der Hamas an Israel. Bereits am 18.01.09 endet der erste Gazakrieg. Isreal beklagt 13 Todesopfer, Palästina 1417.
Im selben Jahr feiert Israel den 60. Jahrestag der Staatsgründung.

- 2012
Am 14.11.2012 beginnt der zweite Gazakrieg mit massiven Luftangriffen Israels auf den Gazastreifen. Der 7-tägige Krieg fordert mehr als 100 palästinensische Todesopfer.

- 2014
Am 08.07.2014 beginnt der dritte Gazakrieg: Nachdem die Hamas mehrere Tage Raketen auf Israel gefeuert hat, startet die israelische Armee die Offensive. Nach 50 Tagen enden die Kämpfe, es sterben 2.000 Palästinenser und 70 Israelis.

- 2021
In Jerusalem kommt es zu schweren Auseinandersetzungen. Die Hamas feuern mehr als 1000 Raketen ab – die Israelis antworten mit Luftangriffen.

Die Situation heute
- 07.10.23
Die Hamas greift Israel am frühen Morgen vom Gazastreifen mit Raketen an. Gleichzeitig dringen hunderte Hamas-Kämpfer über die Grenze. Sie überfallen Dörfer, töten Zivilisten und nehmen Geiseln.
Auf einem Musikfestival nahe des Gazastreifens schießen die palästinensischen Kämpfer in die Menge – allein dort sterben 260 Menschen. Israel ruft den Kriegszustand aus und reagiert mit Luftangriffen auf den Gazastreifen.
Das Gebiet wird komplett abgeriegelt, die Stromversorgung abgestellt. Es ist die schwerste und blutigste Auseinandersetzung in der Geschichte Israels.
- 11.10.23
Nach dem Angriff durch die Hamas gehen die Kämpfe zwischen der israelischen Armee und der palästinensischen Terrororganisation weiter. Die Zahl der Todesopfer steigt auf beiden Seiten – unter den Opfern sind viele Zivilisten.
In Israel sind nach Angaben der Armee über 1.200 Todesopfer zu beklagen. In Gaza wurden bislang 1.050 Menschen getötet. Dort wächst wegen der israelischen Blockade des Gazastreifens zunehmend die Not: 180.000 Menschen sind obdachlos, Nahrung, Wasser und Strom werden knapp.
- 13.10.23
Die israelische Armee hat Zivilisten aus Gaza und dem nördlichen Gazastreifen dazu aufgerufen, das Gebiet binnen 24 Stunden zu verlassen. Dies sei zu ihrer eigenen Sicherheit. Nach Angaben der Vereinten Nationen betrifft der Aufruf rund 1,1 Millionen Palästinenser.
Die UN, Hilfsorganisationen und Journalisten vor Ort warnen vor einer humanitären Katastrophe: In solch kurzer Zeit sei eine geordnete Evakuierung von so vielen Menschen nicht möglich. Da Ägypten seine Grenzübergänge geschlossen hat, ist eine Flucht in den südlichen Gazastreifen möglich. In Gaza führte die Aufforderung zu Chaos und Panik.
- 16.10.23
Die israelische Armee plant eine großangelegte Bodenoffensive im von der Hamas kontrollierten Gazastreifen. Nach mehreren Evakuierungsaufrufen wurden laut israelischen Angaben inzwischen mehr als 600.000 Menschen aus dem nördlichen Gazastreifen evakuiert.
Der Iran droht indes mit „massiven Konsequenzen für die gesamte Region“ und einer Ausweitung des Konflikts, sollte Israel in den Gazastreifen einmarschieren. Das iranische Regime ist ein wichtiger Unterstützer der Hisbollah, die in den vergangenen Tagen aus dem Süd-Libanon wiederholt Angriffe auf Israel durchgeführt hatte.
- 18.10.23
In Gaza ist ein Krankenhaus von einer Rakete getroffen worden. Der Vorfall löste international Bestürzung und Empörung aus. Die Hamas machte Israel für das Unglück verantwortlich und sprach von 471 Toten und mehreren hundert Verletzten.
Die israelische Armee bestreitet, für das Unglück verantwortlich zu sein und geht von einer fehlgeleiteten palästinensischen Rakete aus. Um diese Darstellung zu untermauern, veröffentlichte das israelische Militär Foto- und Videomaterial vom Ort des Geschehens. US-Geheimdienste stützten die israelische Darstellung.
- 20.10.23
Die israelische Armee geht davon aus, dass die Mehrheit der rund 200 Geiseln, die sich in der Gewalt der Hamas befinden, noch am Leben ist. Dies teilte die Armee in einer Erklärung mit. Kein Durchkommen gibt es weiterhin am ägyptisch-israelischen Grenzübergang: Während sich auf ägyptischer Seite Lastwagen mit Hilfsgütern für mehr als zwei Millionen Menschen in Gaza stauen, hoffen in Gaza befindliche Ausländer auf eine möglichst baldige Möglichkeit zur Ausreise.
- 23.10.23
Die israelische Armee hat auch in den vergangenen Tagen Stellungen der Hamas angegriffen. Auch operieren im Gazastreifen offenbar bereits vereinzelte israelische Bodentruppen. Die Vorbereitungen für die erwartete große Bodenoffensive dauern indes noch an.
Dieser Umstand erleichtert Hilfslieferungen für die Zivilisten in Gaza. Am heutigen Montag konnte bereits der dritte Hilfskonvoi die ägyptisch-israelische Grenze überqueren. Angespannt ist die Lage hingegen an der Grenze zum Libanon, von wo aus Israel immer wieder beschossen wird und mit Gegenangriffen reagiert. In der betroffenen Grenzregion sollen bereits rund 19.000 Zivilisten durch die Gefechte vertrieben worden sein.
- 26.10.23
Während das israelische Militär Luftangriffe auf Stellungen der Hamas fliegt, feuert die palästinensische Terrororganisation auch weiterhin Raketen auf Israel. Die so dringend benötigten Hilfsgüter gelangen derweil nur in kleinen Schritten nach Gaza. Aufgrund der angespannten Lage gibt es nach Einschätzung der UN insbesondere in Gaza-Stadt keinen ernsthaft sicheren Ort.
- 27.10.23
Nach Aussagen des jordanischen Außenministers hat die israelische Bodenoffensive begonnen. Die israelische Armee bestätigte, ihre Angriffe in den vergangen Stunden verstärkt zu haben und kündigte eine Ausweitung des Bodeneinsatzes für die kommende Nacht an.
Die aktuelle Laga in Gaza erscheint jedoch unklar – auch da das Internet und Mobilfunknetz im Gazastreifen ausgefallen ist. Auch wenn immer mehr Hilfsgüter den Gazastreifen erreichen, verschlechtert sich die humanitäre Situation dort nach Angaben des Internationalen Komitees des Roten Kreuz stündlich. Die UN-Vollversammlung verabschiedete am heutigen Freitag mit zwei Dritteln der Stimmen eine Resolution. Gefordert wird eine sofortige Waffenruhe im Gazastreifen.
- 30.10.23
Streitkräfte der israelischen Armee sind in den vergangenen Stunden weiter im Gazastreifen vorgerrückt, dabei kamen auch Panzer zum Einsatz. In einer nächtlichen Operation seien dutzende Kämpfer der Hamas und deren Verbündeten getötet worden, so ein Sprecher der Armee.
Um die erwartete große Bodenoffensive handle es sich dabei allerdings noch nicht. Israels Premier Netanyahu sprach am Wochenende von einer „zweiten Phase des Kriegs“. Zugleich kündigte Israel an, humanitäre Hilfslieferungen nach Gaza erleichtern zu wollen.
- 01.11.23
Die israelische Armee hat bei einem Luftangriff ein Flüchtlingslager in Dschabalia im Norden des Gazastreifens getroffen. Es gab zahlreiche Tote und Verletzte. Mitarbeiter eines Krankenhauses in Gaza berichteten von 50 Toten und 150 Verletzten.
Das israelische Militär bestätigte den Angriff und erklärte, der Luftschlag habe Ibrahim Biari – einem hochrangigen Vertreter der Hamas und Drahtzieher des Terrors vom 7. Oktober – gegolten. Der Terrorist habe sich, wie so oft, bewusst zwischen Zivilisten versteckt. Ganz im Süden des Gazastreifens, an der Grenze zu Ägypten, wurden heute unterdessen erstmals die Grenzen für ausgewählte Personengruppen geöffnet.
- 08.11.23
Die israelische Armee dringt weiter nach Gaza vor und zerstört die Tunnelanlagen der Hamas.
- 15.11.23
Israelische Armee erstürmt das Al-Schifa Krankenhaus in Gaza – es ist das größte Krankenhaus in Gaza. Dabei wurden mehrere Hamas Kämpfer getötet.
- 22.11.23
Israel und Hamas einigen sich auf Geisel-Deal. Der Deal sieht die Freilassung von mindestens 50 lebenden Geiseln vor, im Gegenzug sollen 150 palästinensische Gefangene aus israelischer Haft entlassen werden. Zusätzlich sieht der Deal eine viertägige Feuerpause vor.