Virale Geschlechtskrankheiten

In diesem Artikel findest du Informationen über mehrere von Viren ausgelöste Geschlechtskrankheiten. Neben Symptome und Behandlungsmöglichkeiten werden auch Statistiken und Tipps beschrieben, wie du eine Ansteckung vermeiden kannst. Um alle hier angeführten Informationen gut verstehen zu können, solltest du den allgemeinen Artikel zuerst gelesen haben.

HIV & AIDS

Die Abkürzung HIV steht für Human Immunodeficiency Virus, was so viel wie menschliches Immunschwäche-Virus heißt. Das HI-Virus schädigt die körpereigenen Abwehrkräfte, welche vor anderen Krankheitserregern schützen sollen. Diese Krankheiten können somit viel schlimmere Erkrankungen auslösen. 25 Menschen stecken sich in Südtirol jährlich mit dem HI-Virus an, in ganz Italien sind es um die 4.000. Die detaillierten Statistiken für die EU findest du hier.

Insgesamt leben etwa 850 Patient*innen mit dem HI-Virus in Südtirol. Seit 1993 gibt es den Verein Propositiv Südtiroler AIDS-Hilfe, welcher Beratung und Begleitung Betroffener durchführt, aber auch gratis anonyme Schnelltests auf HIV (sowie Hepatitis C und Syphilis) anbietet.

Das Virus ist im Blut und in fast allen Körpersäften vorhanden. Die häufigsten Infektionswege sind ungeschützter Geschlechtsverkehr jeglicher Art, kontaminierte Spritzen und die Übertragung während der Geburt. Das Virus kann weder durch Körperkontakte im alltäglichen sozialen Miteinander noch durch Küssen übertragen werden, auch nicht durch die Luft, durch Husten oder Niesen.

Die Symptome der akuten Phase sind Fieber, Muskel-, Kopf- und Halsschmerzen, Durchfall, Hautausschläge, Lymphknotenschwellung und Schweißausbrüche. Diese Symptome treten sechs Tage bis sechs Wochen nach Infektion auf. Eine akute Phase mit Symptomen kann gefolgt sein von Phasen völliger oder weitgehender Beschwerdefreiheit. In der chronischen Phase treten anhaltendes Fieber, Gewichtsverlust, Durchfall, Schwäche und orale oder genitale Pilzinfektionen auf.

Etwa zehn Jahre nach der Ansteckung mit dem Virus, hat der Körper nicht mehr die Kraft sich gegen andere Viren, Bakterien, Parasiten oder Tumorzellen schützen. Wenn man sich einen Infekt einfängt oder ein Tumor entsteht, nennt man dies AIDS. AIDS ist durch schwere Infektionskrankheiten und Tumore gekennzeichnet, sowie Entzündungen im Bereich des Gehirns, der Netzhaut, der Lunge und der Speiseröhre.

Eine HIV-Infektion lässt sich durch eine Blutuntersuchung feststellen. Sie ist nicht heilbar, man muss ein Leben lang Medikamente einnehmen, welche die Vermehrung der Viren und den Krankheitsverlauf verzögern. Dank dieser Medikamente haben Menschen mit HIV eine weitgehend normale Lebenserwartung und Lebensqualität. Studien haben gezeigt, dass die HIV-Therapie heute derart wirksam ist, dass HIV-positive Menschen grundsätzlich nicht mehr ansteckend sind, sofern sie ihre HIV-Therapie wie verordnet einnehmen und ihre Virenlast nicht mehr nachweisbar ist.

Falls man regelmäßig sexuellen Kontakt mit HIV-positiven Personen hat, kann man mit einer sogenannten „Prä-Expositions-Prophylaxe, kurz PrEP, eine Ansteckung verhindern. Die Wahrscheinlichkeit einer Ansteckung wird mit PrEP drastisch gesenkt. PrEPs sind rezeptpflichtig und die Kosten müssen selbst getragen werden. Sie sind jedoch kein Ersatz für Safer Sex und schützen nicht vor anderen sexuell übertragbaren Infektionen. Kondome schützen vor HIV.

Hepatitis A, B und C

Hepatitis ist eine durch Viren verursachte Leberentzündung. Eine Hepatitis-Infektion verläuft bei Jugendlichen oft ohne Symptome, Erwachsene können einige Wochen an Beschwerden leiden. Im Unterschied zu Hepatitis A, der am wenigsten bedrohlichen Form, kann Hepatitis B und C chronisch werden und langfristig schwere gesundheitliche Folgen haben.

Symptome von Hepatitis sind Abgeschlagenheit, Appetitlosigkeit, Kopf-, Muskel- und Gelenkschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen und Fieber. Diese treten zwei Wochen bis sechs Monate nach Infektion auf. Bei Hepatitis A kommt eine Abneigung gegen Fett und Alkohol dazu. Bei jedem dritten Infizierten Erwachsenen kommt es bei Hepatitis A zur Gelbsucht, B und C lösen diese nur selten aus.

Gegen Hepatitis C gibt es keine Immunität und keine Impfung. Eine nicht selbst ausheilende Hepatitis wird als chronisch bezeichnet und verursacht zunächst keine Beschwerden. Die Viren schädigen jedoch die Leber so, dass sich nach einigen Jahren schwere Folgen (Leberzirrhose, Leberzellkrebs) entwickeln können, insbesondere bei Menschen mit geschwächtem Immunsystem. Bei der chronischen Form müssen über lange Zeit hinweg Medikamente eingenommen werden, aber eine Heilung ist nicht garantiert.

Hepatitis A wird häufig durch Lebensmittel oder Trinkwasser übertragen, die durch Kotspuren verunreinigt sind. Das Hepatitis A-Virus wird von Erkrankten über den Darm ausgeschieden. Etwa die Hälfte aller Infizierten stecken sich beim Sex an. Das geschieht durch Kontakt- oder Schmierinfektionen, meist bei oral-analen Praktiken oder wenn Finger erst mit dem Anus und dann mit dem Mund in Berührung kommen. Die Inkubationszeit beträgt 15 bis 45 Tage.

Hepatitis B kann sehr leicht weitergegeben werden, wenn infektiöse Körperflüssigkeiten auf verletzte Haut oder auf Schleimhäute gelangen. Das Virus ist in vielen Körperflüssigkeiten enthalten – in Lusttropfen, Sperma, Scheidenflüssigkeit, im Flüssigkeitsfilm auf der Darmschleimhaut, in Blut und in Speichel. Von 2015 bis 2017 gab es jährlich zwei Hepatitis B Fälle in Südtirol, immer bei ungeimpften Personen. Die Inkubationszeit beträgt 60 bis 180 Tage.

Hepatitis C wird durch den Kontakt mit infiziertem Blut weitergegeben. Häufig passiert dies beim Drogengebrauch, seltener auch bei sexuellen Praktiken, bei denen es zu kleinen und manchmal unbemerkten Verletzungen kommen kann, zum Beispiel bei ungeschütztem Anal- und Vaginalsex. Nur in wenigen Fällen kommt es zu grippeähnlichen Symptomen oder einer Gelbfärbung der Haut, sehr oft kommt es in der chronischen Form zu unspezifischen Beschwerden wie Müdigkeit, Oberbauchschmerzen, Juckreiz und Gelenksbeschwerden. Die Inkubationszeit beträgt 30 bis 90 Tage. Ein Drittel der Infektionen verläuft aggressiv mit Leberentzündungen und Vernarbung der Leber, welche zu einer Leberzirrhose oder Leberkrebs führen können. Hepatitis C kann mit Medikamenten mittlerweile gut behandelt und in 95% der Fälle geheilt werden.

Gegen Hepatitis C gibt es momentan eine Test-Kampagne: 150.000 Einladungsschreiben wurden an alle Südtiroler*innen, die zwischen 1969 und 1989 geboren wurden, ausgesendet. Über 6.000 Teilnehmer*innen haben sich testen lassen. Über das gesamte Jahr 2023 ist ein gratis Test möglich, über Sanibook kann man sich dafür registrieren. Die frühzeitige Erkennung einer Infektion kann Leben retten und Infektionsketten unterbrechen.

HPV und Feigwarzen

Die Abkürzung HPV steht für Humane Papillomviren. HPV gehört weltweit zu den häufigsten sexuell übertragbaren Krankheiten. Humane Papillomviren sind weit verbreitet, 85 bis über 90 Prozent aller sexuell aktiven Personen infizieren sich mindestens einmal im Laufe ihres Lebens.

Das HP-Virus wird durch Kontakt von Haut zu Haut bzw. Schleimhaut zu Schleimhaut übertragen – vaginal, anal oder auch oral. Eine Infektion verläuft meistens ohne Beschwerden und heilt innerhalb eines Jahres von allein aus. Manche Arten von HPV lösen Genitalwarzen aus, welche einige Wochen nach Ansteckung auftreten können. Manchmal verläuft eine Infektion chronisch, über Jahre hinweg können sich so Krebsvorstufen oder Krebs entwickeln. Von den über 200 bekannten HPV-Typen sind mindestens 14 krebsverursachend.

Die Krebsarten, welche durch HPV ausgelöst werden, sind Gebärmutterhalskrebs, Analkrebs, Scheiden– und Vulvakrebs, Krebs im Mund-Rachen-Bereich und Peniskrebs.

Feigwarzen sind eher harmlos, aber sehr ansteckend. Sie können auch Juckreiz, Brennen, Schmerzen oder Blutungen verursachen und beim Sex schmerzhaft sein. Feigwarzen lassen sich operativ, per Laser oder mithilfe von Cremes entfernen.

Kondome und Femidome reduzieren das Risiko einer Ansteckung nicht komplett, da sie nur einen geringen Teil des Körpers bedecken und HPV sehr leicht übertragbar ist. Gegen die HPV-Viren, welche Krankheiten verursachen, gibt es eine Impfung. Diese senkt das Risiko für Genitalwarzen und Gebärmutterhalskrebs um bis zu 90 Prozent. Die Impfung wird allen Personen unter 30 empfohlen, egal welchen Geschlechts. Am besten wird sie durchgeführt, bevor man sexuell aktiv wird – denn auch beim ersten Geschlechtsverkehr kann das Virus schon übertragen werden. Impfen lassen kann man sich in Südtirol im Alter von 12 bis 23 Jahren gratis.

Zum Thema HPV findest du hier einen detaillierteren Artikel in der App.

Genitalherpes

Der Herpes simplex Virus ist sehr bekannt und verbreitet. Es gibt zwei verschiedene Arten: Lippenherpes und Genitalherpes. Insbesondere wenn gerade schmerzhafte Bläschen auftreten, werden die Herpes-Viren durch Kontakt- und Schmierinfektionen leicht übertragen.

Lippenherpes kann an Vulva, Penis oder Po weitergegeben werden, ebenso wie umgekehrt Genitalherpes auch auf den Mund- und Rachenbereich übertragen werden kann. Solange Bläschen oder Geschwüre zu erkennen sind, ist ein Herpes in jedem Fall ansteckend. Das Übertragungsrisiko ist deutlich geringer, wenn die Bläschen bereits verkrustet sind und keine neuen mehr auftreten. Allerdings können auch nach Verschwinden der Kruste noch Viren in geringer Menge ausgeschieden werden.

Typische Beschwerden bei einem akuten Herpes-Schub sind: brennende, juckende und schmerzende Bläschen mit wässrigem Inhalt sowie Fieber, Muskel- und Kopfschmerzen. Herpes-Bläschen können im Mund und im Rachenbereich, an den Vulvalippen, am Penis, am Anus und im Enddarm vorkommen. Die Herpes-Bläschen verkrusten nach einigen Tagen und heilen in zwei bis drei Wochen von allein ab.

Spezielle Salben und andere virushemmende Mittel können das Abheilen der Bläschen beschleunigen und die Schmerzen mildern.

Herpesgeschwüre an der Schleimhaut von Vagina, Vulvalippen, Eichel, Vorhaut, Darm und auch Mund können das Risiko erhöhen, sich mit HIV zu infizieren, wenn keine Schutzmaßnahmen ergriffen werden. HIV findet durch Entzündungen leichter den Weg in den Körper.

Weil Herpes so leicht übertragbar ist, gibt es keinen sicheren Schutz. Den Kontakt mit Herpesbläschen und Herpesgeschwüren sollte man meiden. Kondome und Femidome senken das Risiko für eine Herpesübertragung beim Sex nur begrenzt, weil sie nicht alle Regionen mit Herpesbläschen abdecken und weil die Viren auch beim Küssen, Streicheln, Lecken oder anderen Sexpraktiken übertragen werden.

Mpox (Affenpocken)

Mpox sind eine Infektionskrankheit, die durch das Mpox-Virus verursacht werden. Seit Mai 2022 treten in Europa Fälle der sogenannten „Affenpocken“ auf.

Übertragen werden Mpox vor allem durch direkten, engen Kontakt mit Ausschlägen, Bläschen oder Pusteln von erkrankten Personen, zum Beispiel beim Kuscheln und beim Sex. Durch den Kontakt mit benutzten Gegenständen wie Sexspielzeug, Handtücher und Geschirr sowie durch Tröpfchen kann man sich auch anstecken. Bei engem Kontakt mit erkrankten Personen ist die Wahrscheinlichkeit der Übertragung hoch.

Symptome treten fünf bis 21 Tage nach Kontakt auf, es wird aber auch eine kürzere Inkubationszeit von zwei bis vier Tagen beobachtet. Anfangs können allgemeine Krankheitsbeschwerden auftreten: Fieber, Schüttelfrost, Erschöpfung, Schmerzen in Kopf, Rücken und den Muskeln sowie geschwollene Lymphknoten.

Hier findest du Beispielbilder. Bis zum Abfallen aller Krusten und Abheilen aller Hautveränderungen ist man ansteckend (das dauert ca. zwei bis vier Wochen). In Ausnahmefällen kann es zu schweren Krankheitsverläufen kommen (Herzmuskel-, Lungen- oder Gehirnentzündungen), welche auch tödlich enden können.

Im Falle einer Infektion wird empfohlen zuhause zu bleiben und sich bei Fieber Ruhe zu gönnen. Außerdem sollte der Arzt oder die Ärztin für Allgemeinmedizin angerufen werden, sobald Bläschen oder andere Hautveränderungen auftauchen.

Kondome können das Risiko einer Ansteckung zwar verringern, aber nicht ausschließen. Sie können aber das Risiko für besonders schmerzhafte Verläufe im Anal- und Genitalbereich reduzieren. Es gibt zudem Hinweise, dass auch in der Samenflüssigkeit vermehrungsfähiges Virus vorkommen kann. Daher sollten Personen, die an Mpox erkrankt sind, auch nach Abheilen aller Haut- und Schleimhautveränderungen, mindestens acht Wochen lang beim Sex ein Kondom verwenden.

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